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Das Internet – Segen oder Fluch?

»Es ist uns wichtig, dort präsent zu sein, wo Menschen Zeit verbringen.«
Daniela Bauer
ist die Leiterin der Telefonseelsorge der Katholischen Kirche Steiermark.
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  • »Es ist uns wichtig, dort präsent zu sein, wo Menschen Zeit verbringen.«
    Daniela Bauer
    ist die Leiterin der Telefonseelsorge der Katholischen Kirche Steiermark.
  • hochgeladen von Simon Grabner

Die Telefonseelsorge in Österreich bietet seit einigen Jahren auch Online-Beratung an. Es gibt die Möglichkeit, per E-Mail oder per Chat über eine sichere Internet-Plattform anonym mit unseren speziell dafür ausgebildeten TelefonseelsorgerInnen in Kontakt zu treten. 2019 hatten wir rund 4000 Internet-Kontakte.
Als wir mit E-Mail- und Chat-Beratung begonnen haben, gab es auch kritische Stimmen. Warum wir es unterstützen wollen, dass die Leute noch mehr vor dem Computer sitzen und weniger miteinander reden, hieß es da zum Beispiel. Aber diese Bedenken sind inzwischen völlig ausgeräumt. Es ist uns wichtig, dort präsent zu sein, wo Menschen Zeit verbringen. Das ist in den letzten Jahren eben immer mehr auch das Internet. Wenn Menschen im Internet beispielsweise zum Stichwort „Suizid“ suchen, dann müssen sofort Hilfsangebote wie die Telefonseelsorge aufscheinen.

Sich etwas von der Seele schreiben
Außerdem erreichen wir über die Online-Beratung eine viel jüngere Zielgruppe als übers Telefonangebot. 37% der Menschen, die uns 2019 online kontaktiert haben, waren unter 19 Jahre alt und weitere 25% unter 29. Interessant ist auch die demographische Verteilung – es melden sich gleich viele Menschen aus der Stadt wie vom Land. Das Internet ist eben überall angekommen!
Was die Motive der Menschen betrifft, uns übers Internet zu kontaktieren, können wir nur mutmaßen beziehungsweise von dem ableiten, was wir zu lesen bekommen. Manches schreibt sich einfach leichter. Oder manchmal merkt man, wie wohltuend und hilfreich es bereits war, wenn Menschen sich etwas von der Seele schreiben konnten.
www.onlineberatung-telefonseelsorge.at

In Österreich haben im vorigen Jahr 87% der Menschen das Internet genutzt. Bei den Jugendlichen sind nahezu 100% regelmäßig online. Das ist erst einmal kein Problem, da uns das Internet in vielen Bereichen unterstützt. Doch es gibt auch Gefahren.
Besonders Menschen, die im realen Leben kaum erfreuliche Erlebnisse haben, wie Jugendliche mit wenig Freunden oder Erwachsene, die in ihrem Job oder ihrem Familienleben unglücklich oder überfordert sind, können im virtuellen Raum über Online-Spiele oder Social-Media-Plattformen Erfolgserlebnisse, Anerkennung oder einfach Übersichtlichkeit und Struktur finden. Wird die Nutzung des Internets dabei exzessiv, kann es dazu führen, dass man den Bezug zur realen Umgebung verliert. Ob sich eine krankhafte Internetsucht daraus entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab – das festzustellen gehört in ärztliche Hände.

Die eigene Internet-Nutzung beobachten
Aber die wenigsten Menschen sind tatsächlich süchtig. Hinter intensiver Internet-Nutzung stehen oft ganz wichtige menschliche Bedürfnisse: Nach einem stressigen Tag entspanne ich mich mit einem simplen Online-Spiel am Handy, oder weil ich mich einsam fühle, bin ich viel auf WhatsApp oder Social-Media-Plattformen.
Wenn mir meine eigene Internet-Nutzung zu viel erscheint, ist es wichtig, die Bedürfnisse, die dahinterstecken, herauszufinden. Dann kann ich diese mit anderen Maßnahmen im realen Leben beantworten: mich mit Menschen treffen, Entspannungsübungen lernen usw. ...
Ein Tipp für unser aller Bedürfnis nach Anerkennung: Machen wir einander doch mehr Offline-Komplimente!

»Es ist uns wichtig, dort präsent zu sein, wo Menschen Zeit verbringen.«
Daniela Bauer
ist die Leiterin der Telefonseelsorge der Katholischen Kirche Steiermark.
»Hinter intensiver 
Internet-Nutzung stehen oft ganz wichtige mensch­liche Bedürfnisse«
Barbara Buchegger
ist die pädagogische Leiterin 
der Initiative saferinternet.at
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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