Ludwig van Beethoven
„Zu Herzen gehn!“
Von der Aufklärung geprägt, aber auch religiös mit einem fast missionarischen Anliegen.
Sowohl „bey den Singenden als bey den Zuhörenden religiöse Gefühle zu erwecken und dauerhaft zu machen“, war seine Hauptabsicht, als er die Missa solemnis komponierte. So schrieb Ludwig van Beethoven 1824 an einen Freund. Diese und andere Zeugnisse des vor 250 Jahren Mitte Dezember geborenen großen Komponisten lassen Prof. Franz Karl Praßl zur Einschätzung kommen: Beethoven war trotz der auf ihn wirkenden aufklärerischen Einflüsse „religiös mit einem fast missionarischen Anliegen“.
Praßl, der in Graz Gregorianik und kirchenmusikalische Werkkunde lehrt und Präsident der Österreichischen Kirchenmusikkommission ist, erläuterte in einem Interview mit „Kathpress“, dass Beethoven das Bedürfnis hatte, in seiner Sakralmusik seine religiösen Empfindungen mitzuteilen. Die Missa solemnis ist überschrieben mit „Von Herzen – möge es wieder – zu Herzen gehn!“.
Das zwischen 1819 und 1823 entstandene „Stück Liturgie – es war keine Konzertsaalmusik!“ war begleitet von intensiven Forschungen Beethovens auf den Gebieten der Theologie, Liturgik und der Geschichte der Kirchenmusik, von der Entstehungszeit des Gregorianischen Gesangs über Palestrina bis Bach und Händel.
Für Beethoven – und auch Schubert – sind deren Messen „ein persönliches Bekenntnis, ein Ausdruck ihrer Gläubigkeit und persönlichen Religiosität“, betonte Praßl. Damit verbunden habe sich ein Wandel hin zur Subjektivität des religiösen Ausdrucks vollzogen. Anders als Mozart, dessen kirchlich beauftragte Messen oftmals „intelligente Meterware“ waren, sei Beethoven als Komponist zu sehen, „der sich in den Dienst der Liturgie stellt“. Dessen Spiritualität zeige sich nicht nur in seinem überschaubaren sakralmusikalischem Werk, sondern auch im „Heiligenstädter Testament“ (1802) oder in seiner hymnischen Ode an die Freude, die musikalisch dem über dem Sternenzelt wohnenden Schöpfergott huldigt.
Das einzige, was über Ludwig van Beethovens Start ins Leben feststeht, ist sein Taufdatum, der 17. Dezember 1770. Geboren wurde er wohl schon am Tag davor, dennoch ist dieser Tag, an dem er in die katholische Kirche aufgenommen wurde, der terminliche Dreh- und Angelpunkt für die Feiern zu seinem 250. Geburtstag. Beethovens Erfolg als Pianist und Komponist wurde von einer schwerwiegenden Beeinträchtigung überschattet: Etwa um 1798 zeigten sich erste Symptome jenes Gehörleidens, das schließlich zur fast völligen Taubheit führen sollte.
Trotz dieser Beeinträchtigung folgten weitere 25 produktive Jahre, in denen Beethoven seine bedeutendsten Werke schuf. In Wien war er kein Kirchgänger, hatte aber Kontakt zu Geistlichen. Der seit seinem 30. Lebensjahr gesundheitlich beeinträchtigte Komponist starb am 26. März 1827 im Alter von 56 Jahren in Wien. Vor seinem Tod empfing Beethoven die Sterbesakramente und verlangte ausdrücklich eine katholische Beisetzung. Diese erfolgte auf dem Währinger Ortsfriedhof unter großer Anteilnahme; Franz Grillparzer verfasste die Grabrede, einer der 36 Fackelträger war Franz Schubert. Seit 1888 ist Beethovens letzte Ruhestätte ein Ehrenhain auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Sinfonie für die Ursulinen
Mit Noten für Benefizkonzerte half Beethoven gerne mit.
Aus einem Briefwechsel mit dem Grazer Joseph von Varena geht hervor, dass Beethoven Notenmaterial für Wohltätigkeitsveranstaltungen zugunsten der Grazer Ursulinen zur Verfügung gestellt hat. Davon berichtet das von Eva Maria Deisl herausgegebene Buch „Kloster Schmankerln“. Darin finden sich Kochrezepte aller Art aus der Küche der Ursulinen, aber auch viel Wissenswertes über das Kirchenjahr sowie Leben und Geschichte der Ursulinen. So auch der Brief Beethovens an Varena vom 8. Mai 1812:
„Für die künftige Akademie zum Besten der ehrwürdigen Ursulinerinnen verspreche ich Ihnen sogleich eine ganz neue Sinfonie, das ist das wenigste, vielleicht aber auch etwas wichtiges für Gesang … Empfehlen Sie mich den ehrwürdigen Erzieherinnen der Kinder und sagen Sie ihnen, daß ich Freudentränen über den guten Erfolg meines schwachen guten Willens geweint, und wo meine geringen Fähigkeiten hinreichen, ihnen dienen zu können, sie immer den wärmsten Teilnehmer an ihnen in mir finden werden.“
Am Ostersonntag, 29. März 1812, fand das erste große Benefizkonzert zugunsten der Ursulien im Redutensaal statt. Erlös: 1836 Gulden und 24 Kreuzer (ca. 18.500 Euro). Die Schwestern zeigten sich überaus dankbar und schickten Beethoven „allerlei Zuckerwerk“. Leider kam es nie zu einer persönlichen Begegnung mit dem großen Komponisten.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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