Klanglicht
Sonnenstaub und Stille

Solar Dust – Sonnenstaub – lautet der Titel der KLANGLICHT-Installation, die von 25. bis 27. Oktober abends in der Grazer Stadtpfarrkirche zu sehen sein wird. | Foto: Quiet Ensemble
3Bilder
  • Solar Dust – Sonnenstaub – lautet der Titel der KLANGLICHT-Installation, die von 25. bis 27. Oktober abends in der Grazer Stadtpfarrkirche zu sehen sein wird.
  • Foto: Quiet Ensemble
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Die Grazer Stadtpfarrkirche wird im Rahmen des KLANGLICHT-Festivals der Grazer Bühnen vom italienischen Künstler-Duo „Quiet Ensemble“ erleuchtet. Im Interview erzählen sie, wie sie in ihrer Installation das Unbeachtete sichtbar machen.

Wenn in den Herbstferien, konkret von 25. bis 27. Oktober 2023, das Lichtkunstfestival KLANGLICHT in der Grazer Innenstadt aufleuchtet, wird auch die Stadtpfarrkirche ein Besuchsmagnet sein, denn das „Quiet Ensemble“ aus Italien ist mit der Kunstinstallation „Solar Dust“ (Sonnenstaub) zu Gast. Im Gespräch mit Birgit Lill-Schnabl (Spalte, links im Bild), Klanglicht-Kuratorin, und Gertraud Schaller-Pressler (rechts), Kooperationspartnerin von Kirchen Kultur Graz, erzählen die Künstler von ihren Ideen und was sie inspiriert:

Wer ist das „Quiet Ensemble“?
Wir sind Fabio Di Salvo und Bernardo Vercelli. Wir haben uns vor 15 Jahren kennen gelernt und sofort ein gutes Gleichgewicht zwischen unseren Interessen gefunden.

Woher stammt euer Name, der übersetzt „Stilles/Ruhiges Ensemble“ bedeutet?
Wir begannen unsere Recherchen mit dem Fokus auf die Größe der kleinen Aspekte des täglichen Lebens, unsichtbare Ereignisse, die uns von der Natur geschenkt werden. Quiet Ensemble sollte für die stillen Konzerte und unsichtbaren Theater stehen. Der Moment der Stille ist der, in dem man innehält und anfängt, die Dinge zu betrachten und ihnen zuzuhören.

Was bedeutet Stille für euch?
Stille und Dunkelheit sind die grundlegende Leinwand für unsere Arbeit.

Was inspiriert euch?
Wir lassen uns von sehr unterschiedlichen Quellen inspirieren. Es ist sehr befriedigend, wenn wir während eines plötzlichen Gewitters oder beim Anblick einer brennenden Straßenlaterne einen unerwarteten „Funken“ bekommen. Eine andere Art, sich inspirieren zu lassen, ist, Dinge zu tun, mit verschiedenen Materialien zu experimentieren und Fehler zu machen.

Quiet Ensemble nennen sich die italienischen Künstler Fabio Di Salvo (r.) und Bernardo Vercelli (l.). | Foto: Meloni
  • Quiet Ensemble nennen sich die italienischen Künstler Fabio Di Salvo (r.) und Bernardo Vercelli (l.).
  • Foto: Meloni
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Wie möchtet ihr, dass eure Arbeit wahrgenommen wird? Was soll/kann sie erreichen?
Wir möchten die Idee einer „anderen“ Realität vorantreiben, wir möchten dazu anregen, die Dinge zweimal zu betrachten, weiter zuzuhören, wenn wir Stille wahrnehmen. Und nicht als selbstverständlich hinzunehmen, was wir bereits zu wissen glauben,
denn das tun wir nicht.

Für Klanglicht habt ihr euch die Stadtpfarrkirche als Ort eurer Installation gewählt. Inwieweit ist die Kirche ein besonderer Raum für euch?

Die Kirche ist ein Raum, in den das Publikum mit einer besonderen Zartheit und Sorgfalt eintritt. Die Sakralität ist lebendig, also ein perfekter Rahmen für eine Arbeit, die eine
Art „unsichtbare Präsenz“ suggerieren will.

Bitte erzählt uns mehr über „Solar Dust“.
„Solar Dust“ ist eines der neuesten Experimente, die wir entwickeln. Das Werk entstand als Auftragsarbeit, bei der wir versuchten, alten Seelen, die in Raum und Zeit umherwandern, eine Form zu geben. Der Effekt, der dabei herauskam, war so hell, dass er für uns wie reine elektrische Energie aussah. Die Reflektionen und die Energie des einzelnen Lichts erinnerten uns an ein zartes Sonnenpulver. Wir arbeiteten in einer Krypta, direkt unter einer großen Basilika, so dass der Sonnenstaub an einem heiligen Ort entstand, der mit Geschichte und greifbaren Geistern gefüllt ist.

Welche Rolle spielt die Natur für eure Arbeit?
In Solar Dust lassen wir uns von Glühwürmchen, Irrlichtern und Staub inspirieren, der von der Sonne beleuchtet wird. Wir versuchen, schwebende Kreaturen zu erschaffen, unsichtbare Präsenzen, die über uns tanzen, Schwärme von lebenden Funken, leuchtende Tiere, die von der anderen Seite kommen, eine organische, flimmernde Wolke, die uns in ihren Bann zieht und uns das Bewusstsein für Raum und Zeit verlieren lässt.

Warum wollt ihr das Verborgene, Unsichtbare sichtbar machen?
Wir denken einfach, dass es sehr wichtig ist, auf das zu schauen und zu hören, was wir bereits vor unseren Augen und Ohren haben. Es geht also nicht wirklich um das Unsichtbare, sondern um das Unbeachtete.

Gibt es für euch eine unsichtbare Welt? Eine Realität hinter der Realität?
Nun, natürlich … es ist unmöglich, als
„Realität“ nur das zu betrachten, was wir
mit unseren fünf Sinnen erfassen können.

Was wollt ihr mit eurer Arbeit erreichen und bei den Betrachtern auslösen?
Wir wollen das schlummernde kindliche Staunen wiedererwecken.

Was wünscht ihr euch für eure Zukunft?
Wir sind neugierig auf die Zukunft. Eine glückliche Zukunft wäre eine Zukunft voller Inspiration und mit genau dem richtigen Maß an Organisation, die es uns ermöglicht, alles ohne Stress und genau so zu erreichen, wie wir es uns vorstellen.

Die Fragen Stellten Gertraud Schaller-Pressler und Birgit Lill-Schnabl.

Einzigartige Ab- und Eindrücke
Klanglicht 2023 fragt nach den Spuren von Kunst, Mensch, Natur.

Siehe da, höre da: Mensch, Natur und Kunst. Gleichermaßen hinterlassen sie ihre Spuren bei Klanglicht 2023, wenn es von 25. bis 27. Oktober wieder heißt: Licht aus, Klanglicht an.

Licht- und Klangarchitekturen erobern die Straßen und Bauten der Grazer Innenstadt und widmen sich heuer mit Fragen nach Realität und Wahrnehmung, Bestand und Vergänglichkeit der künstlerischen Spurensuche. So lassen Installationen renommierter nationaler und internationaler Kunstschaffender Assoziationen von Sehnsüchten, Träumen und Ist-Zuständen entstehen. Sie erinnern uns an Gewesenes, zeigen uns neue Sichtweisen auf die Einzigartigkeit unserer Welt, erzählen von der Kraft der Veränderung und skizzieren damit nicht nur, wie es sein wird, sondern auch, wie es sein könnte.

Die diesjährigen Projekte spannen einen Bogen zwischen den Ab- und Eindrücken, die wir Menschen auf unserem blauen Planeten hinterlassen. Berührend, eindrücklich und weitreichend wie der künstlerische Diskurs selbst: Wo sind die Spuren der Kunst, und sind sie es, die einzig und allein überdauern?

KLANGLICHT im Auftrag der Bühnen Graz trägt seit 2015 zwei zentrale Elemente des Theaters in den öffentlichen Raum. Von Schauspielhaus über Schlossberg und Herrengasse bis Burggarten erforscht, hinterfragt, erlebt Klanglicht die vielfältigen Spuren von Kunst, Natur und Mensch.
KLANGLICHT findet im öffentlichen Raum statt. 11 der 15 Installationen sind frei zugänglich. An vier Orten (Kasematten, Schlossberg- stollen, Dom im Berg und am Karmeliterplatz) ist der Besuch nur mit dem KLANGLICHT-Festivalpass möglich. Der Festivalpass ist online oder im Ticketzentrum der Bühnen Graz
(Kaiser-Josef Platz 10, Mo–Fr 9–18 Uhr / Sa 9–13 Uhr) erhältlich. www.klanglicht.at

Stadtpfarrkirche Graz
KLANGLICHT – Das Kunstfestival der Bühnen Graz. 25.–27.10.2023, jeweils 18–23 Uhr. Installation „Solar Dust“ in der Stadtpfarrkirche Graz, Herrengasse 23, Eintritt frei.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ