Kino-Tipp

Persona Non Grata

„Bergab fahr ich schon mein ganzes Leben.“ Andrea Weingartner ist Druck gewohnt. Sie war einst Schirennläuferin, hat jedoch mit 22 überraschend ihre verheißungsvolle Karriere beendet. Über dreißig Jahre später holen sie nun die dunklen Geister der Vergangenheit ein: Sie war als Schülerin im Schiinternat sexueller Gewalt ausgesetzt. Als sie hört, dass die verletzenden und demütigenden Praktiken, die angewandt werden, um junge Menschen zu brechen, bis heute Usus sind, und sie bei den Verantwortlichen des Schiverbandes kein Gehör findet, wendet sich Andrea an die Öffentlichkeit. Ein Artikel im Standard und ein Interview in der Zeit im Bild schlagen hohe Wellen.

Antonin Svobodas Film stützt sich auf die Geschichte von Nicola Werdenigg, die er mit künstlerischen Freiheiten, aber doch sehr authentisch erzählt. Bis auf ein paar schemenhafte Rückblenden bleibt er ganz in der Gegenwart und zeigt den Spießrutenlauf einer mutigen Frau, die nicht Personen anprangern, sondern Missstände aufzeigen und Strukturen verändern will. Heftigen Widerstand erfährt sie nicht nur seitens des mächtigen ÖSV, sondern auch von den eigenen Eltern, deren Welt der Schisport ist. „Es war nie anders. Ich hab es auch überlebt“ – sagt ihre Mutter verbittert. Dafür, dass es anders wird, setzt Andrea sich unbeirrbar ein.

Gerti Drassl spielt die Rolle der Ex-Rennläuferin, die ein System des Missbrauchs im mächtigen Schiverband aufdeckt, mit hoher Intensität.

Alfred Jokesch