Ausstellung
Gerecht verteilt?
Traurige Aktualität erhält die Wanderausstellung „Armut versus Reichtum“ angesichts vieler Krisen.
Sechs Silhouetten aus Stahl – Kinder, junge Erwachsene, ältere Erwachsene – jeweils als Paar dargestellt, als arm und reich vereint. Diese Kunstinstallation „Reichtum versus Armut“ des Familienreferats der Katholischen Kirche Steiermark und „Rainbows“ sowie fünf weiterer Organisationen wandert seit April 2021 durch die Steiermark. Bis Mitte Jänner gastiert sie derzeit am Vorplatz des Caritas-Paulinum in der Grazer Grabenstraße. Angesichts der aktuellen Energie- und Teuerungskrise ist die Ausstellung aktueller denn je. Sie zeigt, wie nah arm und reich beieinanderliegen und wie schnell aus einem guten Leben ein schwieriges werden kann.
Die Grundlage der Installation und des ausführlichen Begleitheftes sind 20 Lebensläufe, die aus dem Beratungsalltag der beteiligten Organisationen stammen. Die Ausstellung erzählt exemplarisch Geschichten von Teilzeit arbeitenden Alleinerzieherinnen, von Langzeitarbeitslosen, von chronisch Kranken, von kinderreichen Familien, von Menschen mit Migrationshintergrund, von „working poor“-Familien und von deren Kindern. Geschichten, die bestürzen und nachdenklich stimmen. Sie zeigen auf, wie schnell Brüche im Leben, zum Beispiel durch Scheidung oder krankheitsbedingte Benachteiligung am Arbeitsmarkt, passieren und Armut darauf folgen kann.
„Zwei Klassen-Gesellschaft:
Die einen haben mehr Mahlzeiten als Appetit, die anderen weit mehr Appetit als Mahlzeiten.“
Nicolas Chamfort, Schriftsteller (1741–1794)
Armut kann jeden treffen
„Jede und jeden von uns kann es treffen, jeden Tag“, so die Projektleiterinnen Katrin Windischbacher (Familienreferat der Diözese Graz-Seckau) und Dagmar Bojdunyk-Rack (Rainbows). Sie hoffen, dass PassantInnen Teil der Ausstellung werden, etwa durch Selfies mit den Figuren, und sich bewusst werden, dass Armut nicht mit Schuld in Verbindung zu bringen, sondern als strukturelles Problem zu sehen sei, welches ein Teil unserer Gesellschaft ist. Infomaterial steht vor Ort ebenfalls zur Verfügung.
Die Caritas-Direktoren Nora Tödtling-Musenbichler und Erich Hohl dankten im Rahmen einer kleinen Eröffnung am 6. Dezember für das Engagement, das helfe, die Problematik in eingehender Weise bewusst zu machen, und wiesen auf die aktuell wachsende Gefahr, in Armut abzurutschen, hin. Es sei auch eine Frage der Verteilungsgerechtigkeit, damit Menschen zwar nicht reich werden, aber ihnen zumindest ein stabiles Leben ermöglicht werden könne.
Armut vs. Reichtum
Wandernde Kunstinstallation
Die Grundidee zu dieser Ausstellung entstand bei einem „Austauschtreffen Armut“, einer Zusammenkunft von acht Organisationen aus dem kirchlichen und sozialen Kontext: Familienreferat Katholische Kirche Steiermark, Rainbows, Armutsnetzwerk Steiermark, Caritas, Fonds für Arbeit und Bildung der Diözese Graz-Seckau, Projekt Alleinerziehende sowie Referat für Diakonie im Fachbereich Pastoral & Theologie.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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