Ausstellung
Einfach „Jos, mach!“
Bildhauer Jos Pirkner wird in Farrach ausgestellt. Mit dem Sonntagsblatt sprach er auch über das Arbeiten für Dietrich Mateschitz.
Beim Opernball werde er den Päpstlichen Silvesterorden, wie ihm ein Erzbischof vorgeschlagen habe, nicht tragen, bemerkte Prof. Jos Pirkner. Doch „man freut sich darüber“, würdigt der „Ritter“ die 2018 empfangene Auszeichnung, und er sei „sehr gläubig erzogen worden“. Aber er formuliert auch: „Ich brauche keine Ehrungen. Ich lasse mich nicht abbringen und mache meine Kunst, solange ich kann – ich werde im Dezember 95.“ Er wolle mit seiner Kunst „nichts erreichen“. Ob sie bestehe, werde sich zeigen.
„Da wird gekleckst“, lästert Jos Pirkner über manche sogenannte „moderne“ Kunst. „Wenn ich Kunst mache, gehe ich immer von einem Thema aus“, antwortet er auf die Frage, was er beim Schaffen von Kunstwerken fühle. Woher die Kraft komme? Er habe das Bedürfnis, durch Kunst „eine Sprache zu sprechen, die hält“. Das sei sehr inspirierend, belebend, „das hört nie auf“, legt der Osttiroler Bildhauer dar. Seine Werke wollen „die Zeit dokumentieren und aufzeigen, was los ist“. Er lebe in der Zeit und wolle das auch, bekräftigt Pirkner. Was Krieg ist, legt er etwa klar: „Krieg ist ein Geschäft.“
Wer ist Jos Pirkner? „Ein normaler Mensch, der seine Arbeit liebt und seine Intentionen weitergeben will“, sollen die Leute urteilen, wünscht er sich. Bildhauerei sei ihm wichtiger als Malerei, da es „immer weniger Bildhauer gibt“, was „jämmerlich“ sei. Die meisten müssen alles selber gießen. Zudem sei für „Kunst am Bau“ momentan leider „kein Geld da“.
In Richtung Sammler bemängelt der Bildhauer: „Heute geht es nicht mehr um die Kunst; heute kauft man Namen.“ Manche Künstler machen es sich leicht. Es sei erbärmlich, was heute als Kunst gelobt werde. Pirkner: „Da mache ich nicht mit.“
Ein positives Gegenbeispiel ist für Jos Pirkner der jetzt verstorbene Wirtschaftsmanager Dietrich Mateschitz. Für ihn schuf er das Red-Bull-Firmenzentrum in Fuschl. „Die Menschen wollen das sehen, die Verbindung von Architektur und Skulptur“, erfährt er und macht samstags, wenn viele Büros leer sind, Führungen. Solche Auftraggeber wie Mateschitz werden selten, bedauert der Künstler. Wenn er eine Idee vorbringe, fragen die meisten: „Was kostet es?“ Mateschitz dagegen habe nur gesagt: „Jos, mach!“ Wenn der Auftraggeber Vertrauen in den Architekten habe und ihn frei arbeiten lasse, „dann bekommt er mehr, dann wird das Ergebnis besser, schöner.“
Familie sei für ihn alles; „ich bin ein Familienmensch“, bekennt Jos Pirkner. Er singt ein Loblied auf seine verstorbene Frau Jok, die ihm stets behilfliche frühere Balletttänzerin: „Sie war immer in meiner Nähe.“ Bei der Geburt des Sohnes Gidi 1978, nach 27 Jahren in Holland, verlangte Jos Pirkner: „Der Bua wächst in Tirol auf.“ Die Familie zog nach Tristach bei Lienz. „Wenn man 27 Jahre in Holland lebt, dann weiß man, was Heimat ist“, erfuhr der Künstler und erwähnt die Wasserqualität.
Dankbar schildert er von seinen armen Jahren des Studiums an der Ortweinschule in Graz, an einem Standl am Jakominiplatz habe er jeden Morgen „a Semmele und a warme Milch“ bekommen.
JOHANN A. BAUER
Monstranz aus Schmuck
Glück gehabt habe er in seinem Leben, erzählt der Osttiroler Jos Pirkner.
„Kunst im Raum. Skulpturen, Malerei und Architektur“ von Prof. Jos Pirkner ist bis 20. November in einer „großen Personale“ im Schloss Farrach bei Zeltweg zu sehen. Er wurde am 2. Dezember 1927 in Sillian geboren, im Jahr darauf zog seine Familie nach Lienz.
Gefragt, ob es in seinem langen künstlerischen Leben nie Durststrecken gegeben habe, antwortet er: „Ich habe eigentlich sehr viel Glück gehabt“, was die Ausbildung und Aufträge angeht. Nach einer durch den Krieg unterbrochenen Ausbildung in Klagenfurt lernte der Maler, Bildhauer und Architekt in der Ortweinschule in Graz, an der „Meisterschule für Angewandte Kunst“, sein Handwerk. Er erlernte die „Metall-Treibarbeit“, bei der Kupfer- oder Bronzeplatten zu Formen gehämmert werden.
Lange arbeitete Pirkner in Holland. Er schuf etwa 1953 eine große „Monstranz“ für ein im Krieg bestohlenes Kloster in Nijmegen, für die viele Niederländer persönliche Schmuckstücke spendeten. Aufträge für sakrale Arbeiten etwa in den USA oder in Osttirol folgten.
Als persönlich wichtigstes Werk nennt das 1978 nach Osttirol zurückgekehrte „Kraftpaket“
die „Bullen von Fuschl“. In der 22 Meter langen größten Bronzeplastik Europas, dem Red-Bull-Hauptquartier, scheint eine Bullenherde mit 14 überlebensgroßen Stieren ein ganzes Gebäude ins Wasser zu ziehen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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