Kino-Tipp
Der schlimmste Mensch der Welt
Es ist Sommer in Oslo, goldenes Abendlicht schwebt über der Stadt, die sich dem Blick einer jungen Frau wie ein Panorama unendlicher
Möglichkeiten öffnet. Rauchend steht sie im zarten Abendkleid auf einer Anhöhe, hat für einen Augenblick das laute Treiben einer Feier verlassen, um kurz ganz bei sich zu sein. Der auftauchende Reflexionsraum verschließt sich gleich wieder, als ihre Aufmerksamkeit zurück zum Bildschirm ihres Smartphones wandert. Dabei ist dieser
Moment ein Wendepunkt in Julies Leben und markiert eine Zäsur mit weitreichenden Folgen.
Zu Beginn ist Julie noch Medizinstudentin ohne große Leidenschaft, in der Hoffnung, auf diese Weise dem Schulabschluss mit Bestnote irgendeinen Sinn zu verleihen. Julie versucht einen Neuanfang mit einem Fachwechsel in die Psychologie. Eine neue Frisur, ein anderer Look und die Trennung von ihrem Freund unterstreichen den neuen Identitätsentwurf, der wieder nicht von Dauer ist. Die Begegnung mit Aksel bringt neue Dynamik in Julies Alltag. Er lebt selbstständig von den provokanten Underground-Comics, die er zeichnet und hat klar konturierte Interessen. Als die beiden zusammenziehen, beginnt für das Paar eine herausfordernde Zeit. Und dann lernt Julie an dem schicksalhaften Sommerabend Eivind kennen.
Über die dynamische Konstellation eines Beziehungsdreiecks entfaltet Regisseur Joachim Trier ein prägnantes Porträt des Zeitgeistes. Dabei arbeitet er die vielfältigen technologischen und sozialen Umbrüche mit großer psychologischer Genauigkeit heraus. Gleichwohl ist „Der schlimmste Mensch der Welt“ ein lebensbejahender Film voll untergründigem Humor.
Silvia Bahl, Filmdienst
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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