Mutworte - Elisabeth Kormann
Wüstenerfahrung

Die Zeit, die wir jetzt erleben, kann man vielleicht auch als „Wüstenerfahrung“ bezeichnen – die bewusste Reduktion auf das Wesentliche.
Ein Lied von Albert Frey hat mich in dieser Fastenzeit inspiriert und begleitet. Im Text heißt es: „Ich hab‘ keine Lust zu beten. Können wir nicht einfach reden. Irgendwo … einfach so.“ Vielleicht auch eine Reduktion auf das Wesentliche. Beten, ohne viele Worte zu machen – sich mit offenen Händen und offenem Herzen dem zuwenden, der unser Leben in seinen Händen hält. Eine vertrauensvolle Kommunikation mit einem zärtlich liebenden, fehlerverstehenden Gott – gerade so wie mit einem ziemlich besten Freund.
Eine schwierige Zeit kann für viele Menschen Wüstenerfahrung in ganz unterschiedlichen Dimensionen bedeuten. Aber bei allem Leid erwächst auch so viel Gutes! Die Natur darf einmal durchatmen, die Entschleunigung von Lebenstempo tut so vielen Menschen gut, und Familien suchen nach Alternativen, sich miteinander zu beschäftigen. Eine ungeheure Hilfsbereitschaft ist spürbar, und Menschen fragen wieder nach Gott und beginnen zu beten! Wüstenerfahrung und Reduktion tragen in sich den Keim der Lebensfülle!
Ich vertraue ganz fest darauf, dass das, was wir zu Ostern feiern, in jedem Leben Wirklichkeit werden kann: dass der Tod sich zur Auferstehung wandelt, dass aus Wüstenerfahrung blühendes Land werden kann und dass aus Trauer über etwas, das nicht sein kann oder nicht sein darf, Freude und Dankbarkeit wachsen können!

Elisabeth Kormann
ist Religionslehrerin an der NMS Premstätten.

Autor:

Ingrid Hohl aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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