Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Wohin geht es in den Ferien?
In meiner Schulzeit bedeuteten Ferien so viel wie Heimfahren. Ich war im Internat des Bischöflichen Gymnasiums. An Ferien und freien Wochenenden durften wir nach Hause fahren.
Ferien bedeuten aber oft auch Wegfahren. An das Meer, in die Berge, in andere Städte, zu Verwandten und Freunden. Weg von daheim will man ausspannen, Freiheit und Natur genießen. Wo warst du? Das ist oft die Frage nach den Ferien. Wenn ich bei einem Schulschlussgottesdienst verschiedene Länder als mögliche Ferienziele aufzähle, zeigen bei fast jedem Land viele auf.
Bei einer Sonntagsblatt-Reise sagte mir einmal eine Mitreisende: Wir freuen uns auf das Wegfahren, aber dann auch wieder auf das Heimkommen.
Wir Menschen brauchen ein Zuhause. Und wir brauchen manchmal Distanz, gerade um etwas schätzen zu lernen. Der rastlose Mensch bricht gerne aus dem Hamsterrad aus.
Manchmal entsteht unsere Rastlosigkeit, unser Stress auch dadurch, dass uns das Zuhause verloren gegangen ist. Manchmal entsteht unsere Unrast und Unzufriedenheit aber dadurch, dass wir zu beengt leben, dass uns die Weite fehlt.
Ferienzeit kann eine notwendige Alternative schaffen. Sie kann uns in die Weite führen und damit den Blick weiten, allzu enge Einstellungen aufbrechen. Oder sie kann uns ein Zuhause schaffen, eine Wurzel, die uns inneres Wachstum ermöglicht.
Ich werde heuer wieder bei Heimfahr-Ferien bleiben, aber niemand beneiden, sondern mich mit allen freuen, die von spannenden Reisen erzählen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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