Offen gesagt - Anita Freismuth-Jauschneg
Wir hegen Hoffnung
Sind die Pflegewohnhäuser am Ende?
Wenn zur Zeit über Pflegewohnhäuser gesprochen wird, dann mit einem Unterton der Vorsicht. Mängel werden aufgezeigt, Überforderung dargestellt, Todesfälle gezählt, Pflegewohnhäuser als „Corona-Hotspots“ bezeichnet. Leider wird dabei auf das Leben vergessen, das sich in den Häusern abspielt. Leben in allen Facetten – mit Lachen, Weinen, Freude, Trauer, Willkommen und Abschiednehmen. Viel Herz und Engagement ist täglich spürbar: gemeinsame Alltagsgestaltung mit vielen Aktivitäten, wie Kochen, Backen, Spielen, Festen und Feiern. Tag für Tag, auch jetzt.
Denn Gemeinschaft und Freundschaften erleben, miteinander diskutieren sind wesentlich für ein gutes Leben. Und was das Sterben betrifft: Wir alle wissen, dass der Tod zum Leben gehört – in einem Pflegewohnhaus noch ein wenig mehr. Unser Anliegen ist es, auch den Abschied würdevoll und individuell zu gestalten, dabei die Angehörigen gut zu begleiten. Das kann uns kein Virus nehmen!
Noch müssen wir mit den Vorgaben, die helfen sollen, Infektionen zu verhindern, leben, auch wenn sie oft mit Trauer und Einsamkeit einhergehen. Doch wir hegen Hoffnung, dass wir mit einer guten Durchimpfungsrate in den Häusern und der Gesamtgesellschaft schrittweise möglichst bald unsere Türen für Begegnungen öffnen können.
Anita Freismuth-Jauschneg
ist Hausleiterin des Caritas-Pflegewohnhauses Hitzendorf, Erwachsenenbildnerin und Gerontologin.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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