Mutworte - Christa Carina Kokol
Wenn Schwächen zu Stärken werden

Foto: Neuhold

Wir geben unser Bestes, investieren Zeit, Geld und Herzblut – dennoch will die Saat nicht aufgehen. Enttäuscht fragen wir, ob unser Bemühen überhaupt einen Sinn hat. Davon erzählt auch ein chinesisches Märchen: Eine Frau trug täglich zwei Schüsseln mit Wasser zu ihrem Haus. Die eine Schüssel hatte bereits Sprünge und kam daher immer nur mit halber Wassermenge ans Ziel, während die andere ihrer Aufgabe gerecht wurde. So begann die ramponierte Schüssel an ihrer Sinnhaftigkeit zu zweifeln. Trotz allen Bemühens, ihr Bestes zu geben, fühlte sie sich in ihrem Tun gescheitert. Die Frau sah ihren Kummer und sagte lächelnd: „Hast du die schönen Blumen auf deiner Seite des Pfades gesehen? Dort habe ich Samen gesät und du begießt sie jeden Tag aus deinen Sprüngen. Die duftenden Blüten erfreuen mich, die Insekten und alle, die des Weges kommen.“ Das stärkte die verwundete Schüssel.

Auch wir Menschen haben neben Talenten und Vorzügen unsere Schwachstellen und Verletzungen. Entscheidend ist unser gutes Wollen. Und wer bei sich und anderen Stärken verstärkt, schwächt die Schwächen, die selbst zu Stärken werden können. Nicht nur im Märchen.

Christa Carina Kokol ist Dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor Frankl.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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