Positionen - Elisabeth Wimmer
Was uns das Wort „Erholung“ vorgaukelt

Wovon wollen wir uns erholen? Von Krankheit, von schwerer körperlicher Arbeit, von familiärer Organisationsmühe, von der Verunsicherung durch die Pandemie, von Pandemie-Maßnahmen, die unsere Gewohnheiten durchbrechen, von Prüfungen. Von Kindern, die unsere Kräfte fordern, von Menschen, die es immer besser wissen (wollen), oder solchen, die uns mit Ansprüchen überhäufen, von Schlafentzug. Von der ehrenamtlichen Tätigkeit, von Kränkung, die an uns nagt, von Beziehungsproblemen, vom hektischen Alltag … – also von den sehr unterschiedlichen Herausforderungen, die uns das Leben gerade auferlegt. Und wir suchen und finden je andere Wege, damit wir wieder zu Kräften kommen und diesen Auferlegungen gut begegnen können.
Das Wörtchen „Erholung“ ist dabei ein ziemlicher Vorgaukler. Es tut auf den ersten Blick so, als wäre das Wieder-zu-Kräften-Kommen einfach irgendwo zu „holen“. Die große, weite – wenngleich heuer etwas gebeutelte – Urlaubswerbewelt will uns das oft glauben machen: dass Erholung funktioniere wie „Hol dir schnell einmal“ … Entspannung, Energie, neue Konzentration auf Wesentliches.
Im Wort „Erholung“ klingt aber noch etwas anderes an: „Holen“ ist von alten Sprachwurzeln her mit „rufen“ verwandt, holen hat mit herbeirufen zu tun. Was „zu holen“ ist, liegt anderswo und kann von dort nicht einfach „herangeschafft“, aber gerufen werden.
So machen wir uns bereit und rufen nach Erholung: sich wieder sammeln, sich neu ausrichten, gestärkt werden mit den Kräften des Himmels und der Erde.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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