Mutworte - Christa Carina Kokol
Was ist hinter der „blauen Tür“?

Foto: Neuhold

Ein bewegender Anblick: Nach trüben Stunden öffnet sich ein Wolkenfenster, um das Blau des Himmels einzulassen.
In einem ORF-Interview bekennt Sepp Forcher, langjähriger Moderator von „Klingendes Österreich“, dass er wieder zum Glauben gefunden habe, weil Unglaube für ihn völlig sinnlos sei. Bereits als Sechsjähriger brachte er seinen Onkel mit der Frage „Was ist Unendlichkeit?“ ganz ordentlich ins Schwitzen. Der Onkel zeigte zum Firmament mit Sonne, Mond und Sternen … „Was ist dahinter?“, ließ der kleine Sepp nicht locker. Der Onkel verwies auf Milchstraßen und Sonnensysteme … „Was ist dahinter?“, bohrte der Bub weiter. Da kam dem Onkel ein „rettender“ Einfall: „Die blaue Tür.“ Von da an wollte der Bub nur noch wissen, wo diese „blaue Tür“ zu finden sei, um sie öffnen und dahinter blicken zu können. Heute sieht Forcher in der Frage „Was ist dahinter?“ den „Urgedanken“ des Menschen überhaupt.
In einem aktuellen Interview befindet der bekannte Mystiker Br. David Steindl-Rast, dass der Mensch auf Religiosität angelegt ist, unabhängig von einer Religionszugehörigkeit. Dass der Mensch um das große Geheimnis „dahinter“ ein Leben lang ringen und sich bewusst mit dem Unbegreiflichen auseinandersetzen kann und muss, heißt für ihn urreligiös sein. Und er verweist auf die Musik, die ihrem Wesen nach auch nicht vollkommen zu begreifen ist. Es kann sie nur verstehen, wer sich von ihr ergreifen lässt. Und ein „Wolkenfenster“ öffnet sich …

Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl. 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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