Mutworte - Christa Carina Kokol
Was denkt, kann nicht gedacht werden
Von den alten Indern ist folgender Spruch überliefert: „Was sieht, kann nicht gesehen werden, was hört, kann nicht gehört werden, was denkt, kann nicht gedacht werden.“
Es gibt mehr, als das, was wir mit unseren Sinnen erkennen können. Wie die Netzhaut an ihrer Ursprungstätte, wo sich die Eintrittsstelle der Sehnerven befindet, einen „blinden Fleck“ hat, so geht auch das menschliche Gewissen allen bewussten Moralvorstellungen voraus und erschließt dem Menschen das ihm Bestmögliche, für sich und seine Mitwelt.
Ein Musiker, der sich selbstvergessen mit seiner ganzen Existenz in die Musik begibt und nicht jedes Detail seiner Spieltechnik, seiner Gestik und Mimik beobachtet und bespiegelt, entfacht gerade dadurch in genialer Schöpfungskraft den zündenden Funken.
Im ruhigen Licht der Adventkerzen dürfen wir vertrauend loslassen, was uns belastet. Die menschliche Persönlichkeit ist größer, genialer und liebender, als das, was denk- und machbar ist. Wir dürfen über unsere Sorgen und Mängel hinausblicken und Licht in dieser Welt sein. Licht, das im göttlichen Licht Ursprung und Ziel hat.
Ein Eiskristall, der für unser Auge unsichtbar ist, besteht aus 1.000.000.000.000.000.000 (eine Trillion) Wassermolekülen und wächst als Schneeflocke heran, die aus mehreren Millionen Eiskristallen entsteht. Unfassbar, doch denkbar.
Gott ist nicht denkbar wie ein Ding dieser Welt, weil er uns bereits gedacht hat, von Anfang allen Seins.
Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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