Positionen - Monika Prettenthaler
Warten
Worauf warten Sie? Was erwarten Sie? Wer wartet, ahnt schon etwas voraus oder sieht dem Eintreffen eines Ereignisses oder einer Person entgegen … Unabhängig von ihrem Alter warten Menschen auf den Bus, den Zug, das Heimkommen, den Feierabend oder den Sonntag, auf die Liebe, das Gesundwerden, auf eine Geburt oder auf Frieden und andere Zeiten.
Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass die menschliche Fähigkeit, größere Zeiträume überblicken, gestalten und planen zu können, in engem Zusammenhang mit der Entfaltung des abstrakten Denkens steht und ungefähr im Alter von neun oder zehn Jahren voll entwickelt ist. Jüngere Kinder fordern, weil sie noch kein inneres Bild von längeren Zeiträumen haben, damit oft auch die Geduld von Erwachsenen heraus, wenn sie nicht müde werden zu fragen: „Sind wir bald da?“, „Wie oft muss ich noch schlafen, bis das Christkind kommt?“ Nicht umsonst wurden Adventkranz und Adventkalender erfunden und erfreuen nun auch Erwachsene.
In unserer Hochgeschwindigkeitszeit sind Geduld und Warten-Können immer weniger gefragt – das Internet liefert Informationen sofort, Online-Bestellungen bringen Wünsche rasch zumindest auf den Weg …
Gegen diesen Trend kann die Adventzeit eine Chance sein, wieder Geduld auszuprobieren und zu üben – wie zum Beispiel Simeon und Hanna im Lukasevangelium: Ihr Leben lang warten sie in der Hoffnung auf das Einbrechen der Gerechtigkeit Gottes – nicht umsonst! Bis heute sind sie Vorbilder für eine adventliche Lebenspraxis, weit über vorweihnachtliche Wochen hinaus.
Monika Prettenthaler
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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