Positionen - Leopold Neuhold
Wahrer Friede
Ist es nicht verstörend, dieses Wort Jesu im Sonntags-Evangelium: „Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert, die Spaltung“? Das passt ja so gar nicht in die Friedensbotschaft Jesu. Spaltungen, die nicht nur durch gesellschaftliche Gruppen gehen, sondern auch durch Familienkreise: Wollte und will das Jesus bewirken? Das kann doch nicht sein Ziel sein.
Vielleicht fühlen sich manche durch dieses Wort in unserer jetzigen Situation bestätigt: Auch innerhalb der Kirchen etwa tut sich ein Spalt auf, was den Krieg in der Ukraine betrifft: Soll das ein Beitrag zum Frieden sein? Auf der einen Seite werden die als naiv angesehen, die meinen, man könne mit gewaltfreien Methoden dem Konflikt in der Ukraine beikommen, auf der anderen Seite werden jene, die dem Verteidigungsrecht der Ukraine das Wort reden, als Kriegstreiber betrachtet. Also Spaltung, von Jesus so gewollt?
Das Wort Jesu zielt auf anderes. Es bedeutet, dass der Friede nicht mit Konfliktlosigkeit gleichzusetzen ist. Vielmehr müssen die, die sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen, mit Widerstand rechnen. Trotz der Widerstände dürfen wir nicht stehen bleiben bei dem, was ist. Nur durch hartnäckiges Arbeiten können wir zum wahren Frieden kommen. Für Jesus liegt diese Wahrheit in Gott, zu der man sich durchringen muss, auch gegen Widerstände. Erst auf dem Hintergrund Gottes, auf einem Offenlegen der tiefsten Beziehungen ist dauerhafter Friede möglich. Erst dann, wenn die Beziehung zu Gott trotz aller Widerstände gelebt wird, kann der Mensch Werkzeug des Friedens sein und Spaltungen beenden.
Leopold Neuhold
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.