Positionen - Leopold Neuhold
Vom Siegen

Olympische Spiele: Eine Flutwelle überrascht die Schwimmer im offenen Meer und tötet viele. Die Toten werden aufgebahrt. Eine Frau findet ihren Mann auf der dritten Bahre. Beruhigt sagt sie: „Gott sei Dank, auf dem Stockerl ist er!“

Der Kampf um den Sieg verkommt oft zum Krampf des unbedingten Siegenwollens. „Dabeisein ist alles“, dieses olympische Motiv gilt schon lange nicht mehr. Ist es nicht sowieso unangebracht? Natürlich will jede/r den Sieg, wenigstens einen guten Platz erreichen. Das ist wichtig beim Sport. Aber es geht nicht darum, den anderen um
jeden Preis zu besiegen!

Bei den Olympischen Spielen 1936 holte der Amerikaner Meadows Stabhochsprung-Gold. Um Rang 2 duellierten sich zwei Japaner. Nach über fünf Stunden wurde der Wettkampf wegen Dunkelheit eingestellt. Beide hatten 4,25 m geschafft, der eine im ersten Versuch, er bekam die Silbermedaille, der andere erst im zweiten, damit Bronze. Beide waren damit nicht richtig glücklich. So halbierten sie ihre Medaillen und schweißten sie mit je einer Hälfte Silber und Bronze wieder zusammen.

Sollten nicht auch wir manchmal die Medaillen teilen und neu zusammensetzen, dass sie die gemeinsame Leistung zum Tragen bringen?

Leopold Neuhold

redaktion@sonntagsblatt.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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