Mutworte - Inge Patsch
Vertrauen können

„Das große Heilmittel für die seelische Not dieser Zeit ist das Vertrauen!“ (Viktor E. Frankl)

Vertrauen fordert uns zum Menschsein heraus. Vertrauen entzieht sich der Machbarkeit. Die Fähigkeit, zu vertrauen, ist die Grundlage unserer Begegnungsfähigkeit. Dazu sind nicht nur Intuition und Zuversicht nötig, sondern die Erkenntnis, dass wir Vertrauen nicht mit Sicherheit verwechseln dürfen. Sicherheit verlangt nach messbaren Fakten, die beweisbar sind.

Vertrauen ist die innere Gewissheit, Gutes zu erwarten, und die Überzeugung, sich auf jemanden verlassen zu können. Diese innere Überzeugung – die Kraft aus der Tiefe des Lebens – können wir nicht in beweisbare Argumente pressen. Es gibt dafür auch kein Rezept.

Vertrauen ist eine Kraft, die dem Lebendigen und der Zuversicht dient. Die Erinnerung an bewältigte Herausforderungen nährt Vertrauen: An meine ersten Gehversuche kann ich mich nicht erinnern, doch an das erste Mal, als ich allein im tiefen Becken geschwommen oder allein mit dem Zug gefahren bin. Vertrauen beginnt mit der Bereitschaft, mutig zu sein, und beschenkt mit dem Erlebnis, etwas bewältigt zu haben, was nicht leicht gewesen ist.

Der Ursprung des Vertrauens liegt im Leben selbst, denn am Beginn meines Lebens haben andere wesentlich zu meinem Gedeihen beigetragen. Die Erinnerung daran ist für mich der Nährboden für das große Heilmittel Vertrauen, welches in seelischen Nöten Hoffnung und Zuversicht schenkt.

Aus: Viktor E. Frankl: Kraft aus der Tiefe. Mit Sinnimpulsen von Inge Patsch. Verlag Tyrolia. Die Autorin ist Logotherapeutin in Tirol.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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