Positionen - Monika Prettenthaler
Urlaubsfamilie(n)

Vorfrühstückszene auf einer Berghütte fern jedes Internetempfangs: Ein Vater sitzt mit einem der drei Kinder beim Tisch. Während sie auf die anderen warten, sprechen die beiden über ein neues Computerspiel. Mit jeder interessierten Nachfrage des Vaters wächst die Erzählbegeisterung und gute Stimmung des Sohnes.

An einem anderen Tisch sitzt eine Mutter mit ihrem noch ziemlich verschlafenen Sohn. Sie liest ihm aus einem dicken Buch vor. An die Mama gekuschelt, wird er langsam wacher. Gemeinsam mit einer anderen Familie haben sie sich am Vorabend die Anleitung eines Kartenspiels aus der Hüttenbibliothek mühsam ins Niederländische übersetzt und dabei genauso viel Spaß gehabt wie beim Spielen selbst.

Urlaub kann Menschen in und außerhalb von Familien näherbringen und Zeit für ein gelingendes Miteinander geben. Natürlich sieht der Alltag oft anders aus, und auch in den Ferien kann es Stress und Konflikte geben. Denn jede Familie ist zugleich viele Familien. Unvergleichlich und sehr unterschiedlich kann die Perspektive von Eltern oder Kindern auf ‚ihre‘ Familie sein, und sowieso verändert sich jede Familie im Lebenszyklus.

Zugleich ist Familie als Institution auch entlang des gesellschaftlichen Wandels von ständigen Umformungsprozessen gekennzeichnet und begegnet heute in großer Vielfalt: Klein- und Großfamilien, Regenbogen-, Bonus- oder Stieffamilien, erschöpfte, geförderte … Familien mit und ohne internationale Geschichte. – Wie auch immer Familie aussieht, sie ist Ideal und Fragment zugleich und prägt uns nicht nur im Urlaub, sondern ein Leben lang.

Monika Prettenthaler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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