Positionen - Ernest Theußl
Unterwerft sie euch!

In einem kirchlichen Dossier war kürzlich zu lesen, der biblische Ausdruck „Unterwerft sie euch“ sei bislang gründlich missverstanden worden. Der Mensch habe diesen Satz jahrtausendelang dazu missbraucht, um die Natur für seine Belange auszubeuten, und heute ist er sowieso dabei, sie völlig zu zerstören.

Da denke ich mir manchmal, ob wir angesichts unseres heutigen naturwissenschaftlichen Wissens nicht gut daran täten, unseren sozialromantischen Begriff von Natur zu überdenken. Denn heute tun wir so, als sei die Natur bis zum Auftreten des Menschen ein Paradies gewesen, und dann habe – bedingt durch die augustinische Ursünde – die Katastrophe eingesetzt. Haben im Paradies die Katzen keine Mäuse gefangen, die Ottern keine Fische, die Löwen keine Gazellen gerissen, die Vögel keine Insekten?

In Wirklichkeit ist die Schöpfung, vom Kleinsten angefangen, den Weg des „Fressen und Gefressen-Werden“ gegangen, und jedes Geschöpf hat sich seinen Lebensraum mühsam erkämpfen müssen. Auch der Mensch! Er hat sich gegen die viel stärkeren wilden Tiere durchsetzen müssen, er hat Mittel und Wege finden müssen, um Krankheiten und Seuchen zu überwinden, er brauchte viel Erfindungsgeist, um sich gegen Hitze und Kälte zu schützen.

Ohne diesen Geist wäre er nicht überlebensfähig gewesen. Was wir heute an der Schönheit der Natur so schätzen, hat sich der Mensch „im Schweiße seines Angesichtes“ der „Natur“ abgerungen. Es war eine gewaltige Leistung, nur das Ergebnis sollte er sich heute nicht wieder zerstören!

Ernest Theußl

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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