Mutworte - Ruth Zenkert
Tür und Geist offen

Foto: elijah.ro/bimail

Auf dem Hof meiner Großeltern mussten alle zupacken. Füttern, ausmisten, melken, Felder bestellen, Kartoffeln und Rüben ernten ... Immer war das Haus offen, es gab gar keinen Schlüssel an der Haustür. Freunde, Verwandte, Gäste wurden bewirtet und eingebunden in die Aufgaben. Wenn wir zu Besuch kamen, waren wir gleich am Acker oder im Stall und halfen mit. Danach gingen alle in die „Stube“. Am großen Tisch verspeisten wir mit Appetit die hausgemachte Wurst, das selbstgebackene Brot und den meist noch warmen Strudel. So gut schmeckte es mir nirgends.

Oft hatte sich die Frage gestellt, wer den Hof übernehmen werde. Der dritt-älteste Sohn wuchs dem Vater ans Herz. Als kleiner Bub war er mit dem Traktor gefahren, obwohl er kaum übers Lenkrad schauen konnte. Er übernahm den Hof und auch den Auftrag des Vaters, dass das Haus immer offen für Gäste sein solle. Der junge Bauer und seine Frau bewahrten diesen Schatz in ihrem Herzen. Inzwischen haben sie die Landwirtschaft aufgeben müssen. Der offene Geist blieb erhalten. Jederzeit kann man kommen und am Tisch Platz nehmen, in einer großen Familie.

Ruth Zenkert leitet das Sozialprojekt Elijah in Rumänien. Aus: elijah.ro/bimail

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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