Positionen - Svjetlana Wisiak

Sportlich

„Wenn’st schon kein Glück hast, kommt das Pech auch noch dazu“, wusste schon der deutsche Kicker Jürgen Wegmann. In meinem Fall halfen dem Pech die Graz Linien (ehemals „Grazer Verkehrsbetriebe“) nach – aber keine Sorge, auch meine Geschichte geht sportlich aus! So eilte ich eines Aprilwetter-Tages zu einer Essensverabredung. Eine bislang unbekannte Digitalanzeige an der Haltestelle, die den Ersatzverkehr meiner Straßenbahn anzukündigen versuchte, weckte in mir die Zweifel, mein kulinarisches Ziel pünktlich zu erreichen. Multipliziert wurden diese, als ich hinter meinem mittlerweile bestiegenen Bus eben jene Straßenbahn, die dieser ersetzen sollte, wahrnahm.

Mit straff gespanntem Geduldsfaden verließ ich, nach einer Runde im Grätzel fast am Ausgangspunkt zurückgekehrt, Bus und Bim, die keine Anstalten machten, mich meinem Ziel näherzubringen. Dann zu Fuß mein Glück versuchend, kündigten mir dunkle Wolken einen weiteren Wettlauf mit der Zeit an. Unter einem Dachvorsprung in greifbarer Nähe zu meiner Verabredung gab ich mich schließlich geschlagen. Mitten im
prasselnden Regen. Schirmlos.

Am Sicherheitsabstand der umstehenden Personen war abzulesen, dass in meinem Gemütszustand an Essen nicht zu denken war. Stattdessen ließ ich mich mit einem Regenschirm abholen und kam unverrichteter kulinarischer Dinge zu Hause an.

Ob ich meine Wut an unbescholtenen Holding-Mitarbeitern ausgelassen habe? Nein, habe ich nicht. Dafür am Rollentrainer beim einstündigen Power-Workout. Und da soll mir noch einer sagen, die Graz Linien bewegen keine Leute.

Svjetlana Wisiak