Mutworte - Christa Carina Kokol
Respektvoll wie der „Hyänenmann“

Nicht nur Corona geschuldet bin ich keine große Fernreisende. Dennoch nütze ich verschiedene Möglichkeiten, um die Welt und deren Bewohner zu erkunden und daraus zu lernen. Es begegnet mir dabei Menschliches, Unmenschliches, aber auch Übermenschliches. Dass Menschen sich redensartlich „wie Hyänen“ auf andere stürzen, beleidigt die Tüpfelhyänen von Harar in Ost-Äthiopien.
Wie eine beeindruckende Filmdoku zeigt, wurde nach einer Hungersnot von den Bewohnenden der Stadt ein friedlicher Pakt mit den gefährlichen Raubtieren geschlossen: Um zu verhindern, dass Hyänen Jagd auf Mensch und Tier machen, teilen die Menschen das Wenige das sie haben, mit den Hyänen. Die Hyänen von Harar werden gefüttert, der sogenannte „Hyänenmann“ kennt die Tiere beim Namen und sorgt dafür, dass auch die Scheuen etwas abbekommen. Die Anführenden fressen ihm dafür aus der Hand.
In Harar leben Menschen verschiedener Religionen friedlich zusammen. Respekt und Achtung vor Mensch und Tier haben einen besonderen Stellenwert. Wenn Menschen wie „Hyänen“ miteinander umgehen, beginnt es meist mit Worten, die das Gegenüber herabwürdigen und demütigen. Und da das Wort Ausdruck unseres Denkens und unserer Gesinnung ist, kann es zu einer gefährlichen Zerreiß-Probe kommen. Gegenseitige Achtung und Respekt sind lebensnotwendig und kein geheimes Rezept des „Hyänenmannes“ im fernen Harar.

Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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