Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Randbemerkungen zur Königssalbung

Nachdem ich zur Krönung von Elizabeth II. um einige Monate zu spät (auf die Welt) gekommen bin, freute ich mich, nun bei Charles III. doch eine Krönung (im Fernsehen) miterleben zu können. In Kommentaren dazu war oft zu hören, die Feier sei beeindruckend gewesen und gleichzeitig aus der Zeit gefallen.

Beeindruckt war ich davon, eine Feier zu erleben, die in der Linie einer tausendjährigen Tradition steht. Das ist für mich kein Widerspruch zum 21. Jahrhundert. Wir reißen ja auch nicht romanische und gotische Gebäude ab, nur weil sie nicht aus unserer Zeit stammen. Ob die britische Monarchie tauglich ist für das 21. Jahrhundert, entscheidet sich an der Art, wie das Königsamt ausgeübt wird, nicht an der Art der Krönungszeremonie.

Das Verständnis des Königtums, wie es sich bei der Feier zeigte, geht tief in biblische Zeit zurück. Die Könige verstanden sich als Gesalbte des Herrn. Die Begriffe „Messias“ und „Christus“ kommen davon. Und eben auch der Ehrentitel „Christ“ oder „Christin“. Bei Taufe und Firmung sind wir gesalbt worden, weil wir mit Christus verbunden sind: dem König der Welt, dem eigentlichen Priester und dem größten Propheten.

Getauft sein bedeutet: Wir übernehmen als Christen Verantwortung für die Gesellschaft (König), die Kirche (Priester) und die Lebensgestaltung (Prophet). Ob der christliche Glaube ins 21. Jahrhundert passt, hat nichts damit zu tun, welche lange Tradition die Riten von Taufe und Firmung haben, sondern ob wir unseren Glauben zeitgemäß leben.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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