Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Prophetische Stimmen haben es schwer

Prophet zu sein war nie ein leichter Job. Prophetinnen und Propheten sind keine Hellseher. Sie sehen aber weiter und tiefer. Ihre Stimmen können aus der Politik kommen oder den von der Politik Unterdrückten. Sie können aus Kunst und Literatur kommen oder aus den Medien. Sie können aus der Kirche und innerhalb der Kirche zu hören sein. Gerade dann werden sie versuchen, mit den Augen Gottes die Zeit zu betrachten.
Es gibt echte und falsche Propheten. Falsche Propheten sind oft die billigen Beschwichtiger. Die so tun, als ob es ein Problem gar nicht gäbe, als ob Schlimmes nicht schlimm sei. Aber auch nicht allen Unheilspropheten ist zu trauen, wie schon Papst Johannes XXIII. beim II. Vatikanischen Konzil betonte. Auch billige Schlechtmacher und Krisenverstärker sind falsche Propheten.
Viele prophetische Stimmen kennen wir aus der Bibel. Und wir kennen ihren harten Job. Jeremia wurde verlacht und verfolgt, als er ein Ende voraussagte, wenn es so weitergeht. Das glaubten ihm weder der große König an der Macht noch viele kleine „Könige“ im Volk. Das Ende kam und damit das Exil in Babylon. Als er der an sich anonyme Prophet Jesaja II nach Jahrzehnten das Ende der Gefangenschaft ankündigte, hatte er es auch schwer. Viele hatten es sich im Jammern bequem gemacht, andere in einer neuen Existenz.
Heute sind wir alle Gefangene einer Pandemie. Maßnahmen wurden gefordert, eine Impfung ersehnt. Doch was es da gibt, wird auch gefürchtet. Manche Hilfe wird verschmäht. Prophet zu sein, das ist kein leichter Job.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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