Mutworte - Sarah Knolly
Ostermut
Gefühlt war es gestern, als ich in unserer kleinen Kirche mitten in meinem Heimatdorf gestanden bin und mich ungläubig gefragt habe: Warum muss ich mich dauernd hinknien und wieder aufstehen? Und wieso ist die Großtante so viel schneller als ich, obwohl sie doch um einiges älter ist?
Der Karfreitag war für mich immer ein Tag, an dem ich nicht so gern in die Kirche gehen wollte. Vielleicht lag es an der gedrückten Stimmung, dem Hören der Passion und daran, dass es nicht der gewohnte Gottesdienstablauf wie an den Sonntagen war.
Heute sehe ich das anders: Ich mag die Ruhe und das Innehalten, ich finde es schön, dass es eben nicht ist, wie es immer ist. Und ich mag das Nichts, dass ich mir persönlich nach der Karfreitagsliturgie aus der Kirche mitnehmen kann. Es ist einfach still und ruhig, und die eigenen Gedanken an Jesus haben Platz.
Wenn in der Osternacht die dunkle Kirche Stück für Stück durch die Osterkerze und die Kerzen der Mitfeiernden heller wird und die Stille dem Glockengeläut und Gesang weicht, bin ich aber auch froh, dass das Schwere weicht und die Freude zurück in die Kirche kommt.
Auch wenn ich schon ganz oft dabei war, als das Licht über die Dunkelheit gesiegt hat, war es heuer schöner und intensiver als bisher. Denn gemeinsam mit einem tollen Team die Auferstehungsfeier als Wortgottesfeier zu feiern und dadurch aus einer anderen Sicht die Liturgie zu erleben, hat mir nochmal mehr Freude gebracht, und am Ende bin ich zwar müde, aber gestärkt mit ganz viel Oster-Mut aus der Kirche gegangen.
Sarah Knolly
ist Pastoralreferentin in der Obersteiermark, Dipl. Erwachsenenbildnerin und dreifache Mama.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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