Mutworte - Christa Carina Kokol
Nur Mut!

Vielleicht haben Sie das Bild von der letzten Seite des Sonntagsblatt Nr. 12 (22. März) noch in Erinnerung? Mitten in schwerer Zeit der Corona-Pandemie steht der italienische Pfarrer Giuseppe Corbari am Altar. Er feiert den Gottesdienst nicht allein, sondern mit Selfies seiner Gemeindemitglieder. Die Fotos bedeuten ihm viel mehr als ein Stück bedrucktes Papier, sie sind stellvertretend für die realen Menschen seiner Pfarre.
In einem Aufsatz schreibt der deutsche Schriftsteller Botho Strauß, dass die Kunstlehre von der realen Gegenwart überzeugt ist, dass das Bildnis eines Mädchens nicht ein Mädchen zeigt, sondern dass es das Mädchen ist – unter der Gestalt von Farbe und Leinwand.
Eine Blume bleibt biologisch das, was sie ist, auch wenn der Liebende selbst aus ihr spricht. Genauso bleiben es Brot und Wein, auch wenn sie gewandelt in Zeit und Raum eine unsichtbare Wirklichkeit darstellen.
Es braucht pfingstlichen Mut, um im eigenen Antlitz und dem unserer Mitmenschen das Abbild Gottes zu sehen. Gott sei Dank bringen wir dieses Bild – trotz allem – immer wieder zum Leuchten.
„Nur Mut!“ – Dieser Zuruf war stets ein heiterer „Befehl“ unseres verstorbenen Diözesanbischofs Johann Weber. Eine Anekdote über seinen persönlichen Mut erzählte mir seine Zahnärztin, die einst von ihm gefirmt wurde: Als sie dem Bischof eine komplizierte Wurzelbehandlung nicht zumuten wollte, ermunterte sie ihr Patient schelmisch: „Nur Mut – wozu habe ich Sie gefirmt?“

Christa Carina Kokol

ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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