Positionen - Leopold Neuhold
"Nur" durchhalten

Die Hosianna-Rufe werden heuer nicht durch die Ortschaften und Straßen klingen, wir werden drinnen bleiben müssen, nicht drinnen in den Kirchen, sondern in unseren vier Wänden, in der Enge unserer Häuser, oft ohne Kinder, Enkel. Die Enge macht Angst, allein sein bedrückt besonders zu gemeinschaftlichen Festen. Auf sich selbst zurückgeworfen zu sein, mit sich selbst auskommen zu müssen.
Palmsonntag, das Fest des Außen – führt es aber nicht in die Enge von Jerusalem, dort-hin, wo der Tod Jesus erwartet, der auch ihn in die letzte Enge führt? Wir suchen jetzt Erklärungen, wie es zu diesen Beengungen kommen kann. Menschen, die es immer schon wussten, dass unsere Art des Lebens in die Enge führen muss, erleben eine Hochkonjunktur. Manche wissen nicht nur, warum es zu dieser Krise kam, sondern wissen auch jetzt schon genau, wie herauszukommen ist. Sie wissen zu viel, weil sie vom Palmsonntag direkt in die Auferstehung gehen wollen, den Karfreitag nicht ernst nehmen.
Das Schlimmste ist für manche, nichts tun zu können, ja, nichts tun zu dürfen, was im herkömmlichen Sinn nach Hilfe ausschaut. Zu Hause warten zu müssen, das ist verstörend.
Auch Jesus geht in diese Enge des Nichts-Tun-Könnens, des Leidens und Erleidens. Dafür findet sich keine schnelle Erklärung. Auch er kann nichts ändern? Oder doch, weil er diesen Gang nach Jerusalem, nach Golgotha auf sich nimmt. Gott führt zum Leben, gerade dann, wenn wir uns nicht mit vorschnellen Erklärungen, mit schnellen Lösungen abfinden. Wir brauchen die Begegnung mit dem Grund, der uns leben lässt.

Leopold Neuhold

Autor:

Ingrid Hohl aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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