Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Mutspritze statt Giftspritze

„Herr, wozu soll ich noch leben, möchte mich zur Ruh begeben, ganz zur Ruh.“ So beschreibt ein biblisches Chanson die Stimmung des Propheten Elija, der sich unter einen Ginsterstrauch gelegt hat und sich den Tod wünscht.
Mit Leidenschaft und Fanatismus hat der Prophet für den Glauben an den Gott Israels gekämpft. Ebenso unerbittlich hat er jene bekämpft, die lieber an den Fruchtbarkeitsgott Baal glaubten. Das hat ihm Verfolgung eingebracht. Der bisher so Unerschrockene hat Angst. Er möchte sterben. „Nun ist es genug, Herr, nimm mein Leben“, betet er.
Gott erhört sein Gebet. Er schickt einen Engel. Aber nicht für einen assistierten Suizid. Der Engel rührt ihn zweimal an. Er weckt ihn auf aus seiner Lebensmüdigkeit. Er bringt ihm Wasser und Brot. Das stärkt ihn für einen 40-Tage-Marsch zu jenem Berg, an dem Gott sich einst seinem Volk geoffenbart hatte. Dort ist Elija bereit, Gott sein eigentliches Problem zu sagen. Und er wird auch bereit für einen neuen Auftrag.
Gott hat seinem Propheten in dieser Krise nicht geholfen zu sterben, sondern geholfen zu leben. Seine Lebensmüdigkeit war nicht eine freie Entscheidung zu sterben gewesen, sondern die Botschaft, dass es nicht so wie bisher weitergehen soll. Was er brauchte, war eine Mutspritze, nicht eine Giftspritze.
Auch heute kann es sein, dass Menschen davon sprechen, nicht mehr leben zu wollen. Sie meinen, nicht mehr so wie bisher. Was sie brauchen, ist Hilfe zum Leben, nicht Hilfe zum Sterben. Das ist die Methode Gottes.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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