Mutworte - Sarah Knolly
Mutig? Oder nicht?
Manchmal stell ich mir die Frage, ob ich eigentlich mutig bin. Meine Gedanken springen dann hin und her, drehen sich gelegentlich auch so lange im Kreis, bis mir vom Denken schon schwindelig wird. Und das Ergebnis ist ernüchternd: Nein, als mutig würde ich mich nicht beschreiben. Ich steige in keine Achterbahn, kein Riesen-rad transportiert mich für einen schönen Ausblick nach oben. Wenn ich im Dunklen mit unserem Familienhund rausgehe, dann nur auf gut beleuchteten Wegen.
Wobei sich dann jedes Mal diese resolute Stimme aus dem Nichts in meinem Kopf bequem macht, die mich mit eindringlichen Worten ermahnt: Hast du nicht erst vor einiger Zeit eine Aufgabe übernommen, die für dich groß und neu ist? Bist du nicht neulich ruhig und besonnen geblieben? War es dir vor kurzem nicht wichtig, dass du mit viel Freude über deine Arbeit sprichst? Und überhaupt, was war denn bitte das, als du dem Sturm gegen deinen Glauben getrotzt hast und für alles, was dir im Glauben wichtig ist, eingestanden bist? War das nichts? Nein! Das war mutig!
In meiner Phantasie lehnt sich die Stimme dann mit einem zufriedenen Seufzer zurück und wartet darauf, dass ihre Worte in mir wirken.
Und natürlich hat sie recht. Mut findet man auch in den kleinsten, vielleicht unscheinbaren Dingen. Gerade im Alltag. Mut lässt sich nicht messen oder vergleichen. Mutig sein bedeutet für jeden Menschen etwas anderes. Und oft sind wir viel öfter mutig, als wir es wissen oder gar bewusst bemerken.
Sarah Knolly ist Pastoralreferentin in der Obersteiermark, Dipl. Erwachsenenbildnerin und dreifache Mama.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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