Mutworte - Sabine Petritsch
Mut als Rettungsanker

Foto: Neuhold

Die Anforderungen des Mutes müssen sich wandeln, wenn die Situation sich wandelt – sinngemäß steht das in Jonathan Lears Buch Radikale Hoffnung. Ich bleibe bei diesem Satz, obgleich er so logisch erscheint. Je nach Situation bedeutet mutig zu sein etwas ganz Anderes. Mut ist abhängig vom Kontext, wohl auch von Werten, den Bildern von Richtig und Falsch, denn Mut übersteigt ja an sich diese und bricht mit dem Bewährten. Insofern ist er eine höchst innovative Kraft. Der Zusammenhang mit der Scham ist mir erst durchs Lesen des Buches gekommen.

Mut kann bedeuten, dass man einen Weg einschlägt, der „beschämend“ ist, weil der Ausgang ungewiss und unsicher – und doch verlangt manchmal das Leben mutig zu sein, auch wenn es schiefgehen kann und jene lachen, die das vorhergesehen haben, wenn man bloß auf sie gehört hätte … Beziehungsgeschichten zeugen davon genauso wie Projekte, die nicht aufgegangen sind. Besser doch nicht mutig sein? Vielleicht sichert gerade der Mut die Existenz, weil er Wandlungen in Offenheit gestalterisch annimmt. Vielleicht brauchen wir gerade jetzt eine riesige Portion Mut zur Sicherung der Existenz aller.

Sabine Petritsch ist Theologin und zertifizierte Pastoralpsychologin.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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