Mutworte - Christa Carina Kokol
Mit oder ohne

„Ist Maria mit oder ohne Schuhe in den Himmel gefahren?“, wurde eine Religionslehrerin gefragt. Wie kann man in einer Welt des rasanten Fortschritts an Himmelfahrt glauben? Der deutsche Benediktiner Willigis Jäger spricht vom mythischen Verständnis dieser Zumutung. Ein Mythos bringt Aussagen über unser Leben, keine Reportage über historische Ereignisse. Leibliche Aufnahme bedeutet, dass Maria, dass der Mensch in dem daheim ist, was wir Himmel nennen. Himmelfahrt ist kein Rückzug, sondern Durchbruch zu unserem wahren Wesen. Ein Loslassen von der Ansicht, dass der Mensch von Gott getrennt ist.

Ein Bauer band neun seiner zehn Esel fest. Da er kein zehntes Seil hatte, riet ihm ein Rabbi, so zu tun, als ob er den zehnten auch festbinden würde. Am nächsten Tag weigerte sich dieser Esel mitzugehen. „Hast du ihn wieder losgebunden?“, fragte der Rabbi. „Er war doch gar nicht angebunden“, antwortete der Bauer. „Das weißt du, aber nicht der Esel“, lächelte der Rabbi (nach einer Sinngeschichte). – Wir Menschen fühlen uns festgebunden an die Erdenschwere, auch wenn wir, wie es der Mönch ausdrückt, göttliches Leben sind, das sich im Alltag manifestiert – egal ob mit oder ohne Schuhe.

Christa Carina Kokol
Dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor Frankl.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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