Mutworte - Ruth Zenkert
Mit Haut und Haar

Foto: privat

„Pass auf, die fressen dich mit Haut und Haar!“ So hatten die Nachbarn Larisa gewarnt, als sie sich bei uns beworben hatte. Das erzählte sie mir Jahre später. Wer einmal in unser Projekt einsteige, so hieß es, werde immer mehr hineingezogen. Das kann ich nicht abstreiten.

Larisa hatte zuvor in einer Fabrik gearbeitet. Es war eine öde Beschäftigung im Schichtdienst, nachts kam sie todmüde nach Hause. Oft sah sie ihren Mann die ganze Woche nicht. Sie arbeiteten, sparten, bauten ein Haus, das bis heute nicht fertig ist. Die einzige Tochter ist ausgezogen, in die Stadt, weil da mehr Leben ist.

Dann kam Larisa zu uns. Ihre Aufgabe begann mit Gartenarbeit. Immer wieder kochte sie für die vielen Kinder, die bei uns wohnen. Sie achtete darauf, dass die Kinder ihre Zimmer aufräumten. Dann kam sie etwas früher, um ein gutes Frühstück vorzubereiten. Plötzlich war sie von morgens bis abends und oft auch am Wochenende da, denn die Kinder wuchsen ihr immer mehr ans Herz.

„Ja, ihr habt mich mit Haut und Haar gefressen“, sagt sie heute gerne zu den Kindern. Ehemals Fabriksarbeiterin, hat Larisa jetzt eine blühende Familie mit vielen Kindern. Wie wird ein einsames Leben spannend?

Ruth Zenkert
Leiterin des Sozialprojektes Elijah in Rumänien. Aus: elijah.ro/bimail

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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