Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Mehr Mutter und weniger Mutter

Muttertag in Pandemie-Zeiten. Noch ohne den vielleicht gewohnten Gasthausbesuch.
Zum Teil hat es in dieser Zeit „mehr Mutter“, zum Teil „weniger Mutter“ gegeben. Homeoffice vieler Frauen und Homeschooling vieler Kinder haben mehr gemeinsame Zeit mit der Mutter gegeben. Mehr gemeinsames Erleben, mehr Möglichkeiten, miteinander zu reden oder etwas zu machen, oder auch mehr Reibungsflächen.
War aber eine Mutter im Krankenhaus oder im Pflegeheim, war der Kontakt manchmal eingeschränkt, kürzer, nicht so spontan möglich, oft über Telefon – wenn das ging. Mancher Besuch wurde vermisst, und nicht immer wurde der Grund dafür verstanden.
Erfahrungen aus einer besonders herausfordernden Zeit. Aber auch sonst wünschen sich manche vielleicht „mehr Mutter“, mehr Kontakt, mehr Verständnis, mehr gemeinsame Zeit. Andere wünschen sich vielleicht „weniger Mutter“ im Sinne von weniger Bemutterung.
Und die Mütter selbst würden vielleicht manchmal gerne „mehr Mutter“ sein und weniger Mädchen für alles, die einzige, die sich um alles kümmert und die die Arbeit sieht. Statt Gasthausbesuch vielleicht als Muttertagsgeschenk mehr Aufmerksamkeit, wer im Familienalltag für was gebraucht wird.
Manche machen ihren Muttertagsbesuch im Friedhof. Sie wissen sich über den Tod hinaus mit der Mutter verbunden. Weil der Tod einerseits „weniger Mutter“ bedeutet, sie ist nicht mehr da, andererseits aber auch „mehr Mutter“. Wir ernten, was sie uns geschenkt hat.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ