Offen gesagt - Dr. Elmar Teutsch
Männer, Väter, Rituale
Vatertag – unser Tag? Welche Rolle(n) spielen wir Männer heute?
Die Statistik sieht es schonungslos: mehr Alkohol-Konsum, mehr Schlägereien, und die Autounfälle unter Alkoholeinfluss klettern laut Wikipedia auf die dreifache(!) Höhe des Jahresdurchschnitts. Oder markieren wir besser den „neuen Mann“, mit viel Verständnis, sanftem Blick und grenzenloser Geduld, spielen heile Familie, sind entzückt über das selbstgebastelte Wäscheklammer-Rasierspiegel-Vatertagsgeschenk und spielen mal richtig Papi? Ist das dann unser Tag?
Vielleicht geht es ja auch anders: Wenn so ein vorschnelles Spermium die Zellteilung einmal ausgelöst hat, gibt es kein Halten mehr. Allmählich dämmert es uns: Wir sollten mit der Kraft unseres Geschlechts nicht nur eindringen, sondern uns auch einbringen. Denn nicht die „anderen“ schließen uns aus, sondern wir selbst. Denn wenn wir dann, Jahre später, uns beim Mittagessen still fragen: „Wer sind diese Menschen, die da an meinem Tisch sitzen?“, brauchen wir keine Midlife-Crisis, um zu merken, dass wir ein bisschen spät dran sind, um mit den eigenen Kindern eine Beziehung aufzubauen. Vielleicht hätten wir doch ein wenig früher damit anfangen sollen. Deshalb ist der Vatertag mehr als Prosit, Vollgas und gute Miene zum bösen Spiel. Sondern der Anlass für einige persönliche Fragen, für eine Bestandsaufnahme, möglicherweise sogar für eine innere Neubesinnung. Denn in Wahrheit geht es gar nicht darum, Mann ODER Vater zu sein, sondern Mann UND Vater!
Dr. Elmar Teutsch,
Gründer von Telos, ist Wirtschaftspsychologe, Unternehmenscoach und Psychotherapeut in Bozen, Südtirol.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.