Mutworte - P. Leo Thenner, SDS.
Lernfähig
Schöpfungsverantwortung, weltweite Gipfelgespräche über Klimawandel und -krise bewegen jene, die erkennen, dass die Erde nicht unser Besitz ist. Die Uhr tickt, das „Zu spät“ hängt wie ein Damoklesschwert über uns allen. Die große Mehrheit reagiert noch wie im Kaffee-hausstil: Es wird schon nicht so schlimm werden. Wir Christen verdanken zuerst der orthodoxen Kirche, dass sie deutlich auf die Bewahrung der Schöpfung aufmerksam gemacht hat. Papst Franziskus nimmt sich kein Blatt vor den Mund: Wir haben die Schöpfung ruiniert. Unsere Verpflichtung ist es, die Schönheit der Schöpfung zu erhalten.
Es war beim Versöhnungsfest vor der Erstkommunion, als ein Schüler öffentlich in der Kirche erklärte: „Ich habe etwas weggeworfen. Ich habe die Erde nicht beschützt.“ Dieser Satz hat mich berührt, in der Klarheit fast beschämt. Ich habe nach Sekunden der Verblüffung den Buben gelobt und ihm sagen dürfen, dass der liebe Gott sich über diesen Satz sehr freut. Die Liebe zur Mutter Erde ist ganz notwendig für das Leben der Menschen.
Der Satz des Buben geht mir immer noch nach. Wenn ich am Weg oder neben der Straße eine zerknitterte Cola-Dose, ein zerknülltes Papiersackerl oder ähnliches sehe, fällt er mir ein, und ich bücke mich, um den Mist zu entsorgen. Ich habe etwas dazugelernt für meinen spirituellen Weg. Ich kenne das Gefühl, der Erde Gutes getan zu haben, sogar ohne viel Mut. Ich habe nicht die Welt verändert, aber ein klein wenig mich selbst. Für das mutmachende Wort möchte ich dem kleinen Buben, dessen Namen ich nicht mehr weiß, danken.
P. Leo Thenner, SDS.
Seelsorger im UKH Graz, im LKH Graz II-Standort West und in St. Rupert-Hohenrain.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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