Positionen - Elisabeth Wimmer
Klappstuhl & Nudelsieb
Im Lehrplan für Clowns und Slapstick-Performer gibt es das Thema „Tücke des Objekts“. Dabei geht es um das Spiel mit Dingen wie Klappstühlen oder Seilknäueln, in denen man sich verheddern kann. Oder auch mit (Küchen-)Geräten, die sich – wir kennen das auch, ich sage nur: Knethaken vertauscht in den Mixer gesteckt – selbständig machen, als würden sie es partout drauf anlegen, uns an der Nase herumzuführen. Jahrzehnte bevor für Regale zum Selber-Zusammenbauen geworben wurde, hat etwa Karl Valentin anschaulich mit den neuen Büromöbeln gekämpft. Ein guter Clown kann sich minutenlang im Klappsessel verirren. Dass dem Publikum solch ein Sich-in-Alltagsfragen-Verlaufen bekannt vorkommen mag, ist Teil des Vergnügens.
Eine schöne Variante zeigte vor Jahren der Schauspieler und Kabarettist Andreas Vitasek in seinem Erzählmonolog über die „Klassische Wiener Rindsuppe“: Er kocht sie zu Hause voll Vorfreude auf den Besuch der Freundin. Wegen fehlender Suppenroutine hat er Tipps eines Bekannten eingeholt: Nimm
saftiges Rindfleisch, Knochen, Wurzelwerk, Kräuter, natürlich ohne künstliche Gewürzmittel, dafür mit viiiiiel Geduld wegen der schonenden stundenlangen Kochzeit. Der Suppenneuling hält sich wacker, wird erst hektisch, als die Zeit dann doch schon drängt. Und als die Freundin an der Tür klingelt, sucht er noch schnell die Kerze als Tisch-Deko, stellt dann rasch das Nudelsieb ins Waschbecken – und in jahrzehntelang geübter Spaghetti-Manier nimmt er den Suppentopf und …
So kann’s gehen. Nicht immer führt das, worin wir schon gut geübt sind, am besten zum Ziel.
Elisabeth Wimmer
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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