Mutworte - Christa Carina Kokol

Im Kinderschnitzel sind keine Kinder drin

Nach einigen Urlaubstagen sollte die Arbeit im Job, daheim oder ehrenamtlich gut von der Hand gehen. Doch gerade die ersten Tage sind oft mühsam. Und dann drückt mir noch die „Frage der Woche“ aus einer Tageszeitung aufs Gemüt: „Ist der Mensch ein Auslaufmodell?“ Wenn die KI (Künstliche Intelligenz) alles besser kann als ich, werde ich bald nur noch im Park Vogerl füttern. Schön, aber was ist mit meinen Talenten und Erfahrungen, meiner Verantwortung für das Leben auf dieser Welt? „Ohne Bewusstsein und subjektives Erleben kann es keine wirkliche Intelligenz geben. Und Erleben selbst ist nicht künstlich herstellbar“, sagt Thomas Fuchs, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie. Nicht unser Gehirn denkt, sondern wir denken mit Hilfe unseres Gehirns. Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit.

Dass KI wenig mit Intelligenz zu tun hat, zeigt Univ.-Prof. Siegfried Vössner, der als Analytiker an der Schnittstelle zwischen IT und Gesellschaft forscht, an einem banalen Beispiel: „Auch im Kinderschnitzel sind keine Kinder drin.“ Künstliche Intelligenz ist mächtiges Werkzeug, aber nicht wirklich intelligent. Wer sich beispielsweise nur mit maschinenähnlichem Zusammenstellen von Standardsätzen beschäftigt, wird von der KI überflügelt. Im menschlichen Erleben, in Erfahrungen, in der Sinnsuche hat sie keine Chance. Wenn die KI nach ihren Schwächen gefragt wird, antwortet sie eindeutig: Ich kann nicht empathisch sein und bin zu keinen menschlichen Emotionen fähig. Das erhellt mein Gemüt.

Christa Carina Kokol ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl.