Mutworte - Christa Carina Kokol
Himmelfahrt nicht ausgeschlossen
Religiöse Geschichten in einem sich ständig wiederholenden mechanischen Spiel. Zuletzt Maria, die in ihrer „Himmelfahrt“ plötzlich vom Boden in die Höhe schnellt. Während des ORF-Formats „Stöckl“ wurde diese Kindheitserinnerung wieder lebendig in mir. Drei Große des Austropop, Wolfgang Ambros, Textlieferant Joesi Prokopetz sowie Komponist und Produzent Christian Kolonovits, unterhalten sich über das Leben. Prokopetz beklagt sein Alter und die wenigen Möglichkeiten, die ihm noch offen stünden, er leide auch unter Zukunftsängsten. Nicht einmal über seinen erfolgreichen ersten Roman will er sich freuen. Ob er an etwas glaube? „Dass zwei mal zwei vier ist, aber sicher nicht mehr.“ Während Ambros sich mit durchaus religiös relevanten Fragen nach persönlicher Schuld beschäftigt, zeigt sich Kolonovits überzeugt, dass das Leben Sinn hat. Er fühle sich geborgen, lebe gerne und habe keine Angst vor dem Tod.
Wenn (religiöse) Bilder nicht beim Bild genommen werden, kann sich der vernunftbegabte Mensch nur an Fakten wie „zwei mal zwei ist vier“ halten. Wie es jedoch mit Fakten wissenschaftlich bestellt ist, verdeutlicht Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele: „Wenn wir uns nur auf Faktisches beziehen, laufen wir Gefahr, in die Banalität zu laufen.“ Denn „es gibt Ereignisse, die keinen erklärbaren Grund haben“, durch die aber „die Zukunft plötzlich offener wird, als sie es vorher war“. Offen für das Wunder des Lebens, das unsere eigene Himmelfahrt nicht ausschließt.
Christa Carina Kokol ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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