Positionen
Hallo, Opa!
Neulich an der Kasse. Eine Frau hält den Lautsprecher ihres Smartphones ans Ohr gepresst. Bald wird klar, dass sie eine Sprachnachricht abhört. Ich kämpfe gegen das Bedürfnis, ihr zu erklären, dass man über die reguläre Hörermuschel Nachrichten leise und privat so abhören könnte, als ob man gerade telefonieren würde. Aber nein, niemand erhält gerne ungefragten Rat.
Hier auch schon der springende Punkt: „… als ob man telefonieren würde.“ Tut man nämlich nicht. Man erklärt in langen gestotterten Sprachbeiträgen, was man vermutlich in einer geschriebenen Zeile hätte mitteilen können. Interesse an einem „echten“ Telefonat besteht hier allerdings nicht.
Ortswechsel: Neulich in der gut gefüllten Straßenbahn. Ich bin in meinen eigenen Gedanken versunken, als eine Stimme – offenbar aus einem Gerät – deutlich das undefinierte Gemurmel durchdringt: „Hallo, Opa! Der Termin beim Frauenarzt ist verschoben. Ich könnte dich früher treffen, habe aber auch noch diese Therapie, die würde ich trotzdem wahrnehmen“ –, an dieser Stelle reiße ich mich am Riemen und höre auf zuzuhören. Mich geht das alles nichts an. Vor allem nicht die gesundheitlichen, von „Opa“ hier gerade laut und deutlich abgehörten Details.
Was ist nun die Erkenntnis? Zugegeben, auch ich versende bisweilen Sprachnachrichten. Sie sind doch so praktisch! Und ist man zu Fuß unterwegs, läuft man nicht Gefahr, als „Smartphone-Zombie“ gegen einen Pfosten zu laufen, während man ins Gerät tippt. Aber ich telefoniere auch unheimlich gerne. Lassen wir doch diesen Trend bitte wieder aufleben!
Svjetlana Wisiak
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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