Offen gesagt - Leopold Neuhold
Fußball bleiben

Foto: Neuhold

Wie stehen Sie zur Fußball-WM in Katar?

Fußball steht aufgrund seiner Faszination und Popularität in verschiedenen Verwertungszusammenhängen. Die Rede vom Fußball als größter Weltreligion – für mich ein missbräuchlicher Gebrauch des Begriffes Religion – weist auf seine große Strahlkraft hin. Damit einher gehen natürlich vielfältige Gefahren des Missbrauchs für politische, wirtschaftliche und andere Interessen. Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Manipulation, Bestechung im Umfeld und im direkten Bereich des Fußballs sind ein klarer Hinweis auf diese Gefahr. Dies trifft besonders auf Katar zu, war aber auch bei anderen sportlichen Großereignissen festzustellen. Also Boykott der Fußballübertragungen?

Mit der großen Öffentlichkeit des Fußballs besteht auch eine Chance, auf diese Verwicklungen aufmerksam zu machen. Die Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu erzeugen, muss aber zu konkreten Aktionen führen, den Fußball aus dem Würgegriff eines solchen Geflechts wenigstens ansatzweise zu befreien. Fußball darf nicht zu Wirtschaft oder Politik werden, auch nicht zur Religion, sondern muss Fußball bleiben. Somit werde ich mir Spiele aus Katar trotz all dieser unguten Begleiterscheinungen anschauen, dabei aber immer die Umstände mitbedenken und die Frage stellen, was ich tun kann, um die Situation für die Zukunft zu verbessern.

Leopold Neuhold
ist katholischer Theologe und Ethiker mit einem Schwerpunkt auf Sportethik.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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