Mutworte - Georg Sporschill SJ
Freudenbote

Foto: Elijah Wien

Bei Hundri rennt man gegen Windmühlen an. Alle Bemühungen, dass ein wenig Ordnung ins Haus kommt, sind vergebens. Ich war verzweifelt. Es wurde dunkel und ich ging nach Hause. Aus unserer Musikschule hörte ich noch Klänge und schaute hinein. Kinder standen auf der Bühne, Jugendliche mit Instrumenten. Schon die ersten Takte holten mich aus meinen trüben Gedanken.

Da sah ich Alin am Mikrofon. Der junge Bub sang mit voller Inbrunst sein Lieblingslied. Es war ihm aufs Herz geschrieben: „Mein Pferd wartet auf mich, draußen am Tor. Es weiß, dass ich es liebe. Lauf, trag mich in die Weite!“ Er hob seinen Hut vom Kopf und ich hatte den Eindruck, jetzt reitet er davon.

Alin kommt aus einer Roma-Familie am Dorfrand. Sein Vater verdient das tägliche Brot mit seinen Pferden. Sein Glück und seine Liebe gehören den Pferden. Diese Liebe hat auch Alin. Mich haben seine Stimme und seine Liebe aus der Dunkelheit herausgerissen. Er ist ein Freudenbote für mich und für alle, die ihn hören. „Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt.“ Bei mir kommen sie meist aus tiefen Löchern und nicht von den Bergen herab. Ich horche auf ihre Schritte.

Georg Sporschill SJ
Mitgründer des Sozialprojektes Elijah in Rumänien. Aus: elijah.ro/bimail

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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