Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Fortlieben aus der dunklen Zeit

Bei einer interreligiösen Schulfeier haben Christen und Muslime die Geschichte von Abraham erzählt. Der muslimische Religionslehrer hat immer, wenn die Namen Abraham, aber auch Jesus oder Maria gefallen sind, dazugesagt: Gott sei für ihn / für sie gepriesen. Von einer solchen Ehrfurcht könnten wir im Westen lernen. Auch jene, die glauben, auch Heiliges ins Lächerliche ziehen oder karikieren zu müssen. Im Namen der Freiheit.
Aber da sind leider die anderen. Sie glauben, den Namen Gottes in den Mund nehmen zu müssen, wenn sie wahllos auf andere schießen, wenn sie zerstören und töten. Im Namen der Religion. Sie haben wieder gewütet und getobt. Auch in unserem Land.
„Lass uns den Hass, das bittre Leid fortlieben aus der dunklen Zeit“, ruft ein Kirchenlied aus der tragischen NS-Zeit auf. Es fällt schwer, Hass nicht mit Hass und Gewalt nicht mit Gewalt zu beantworten. Doch wäre es bestimmt der falsche Weg, jetzt mit Gedanken und Worten wahllos auf alle zu schießen, die einer anderen Kultur oder Religion angehören.
Brutale und bestialische Gewalt macht uns sprachlos. Aber sie darf nicht unser Handeln lähmen. Hass und Gewalt sind nicht die Sprachen der Religion. Auch wenn die Terroristen den Namen Gottes mit in den Dreck ihrer Hassorgie ziehen wollen.
Gott ist nicht das Vollzugsorgan unserer Frustrationen. Aber Gott hört die Schreie der Opfer. Unsere Gebete sollen ihre Schreie und ihre Klage verstärken. Und uns in einem Verhalten bestärken, das weiterhin die Sprache der Liebe spricht.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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