Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Fasten und der Lockdown

Die Leidensgeschichte Jesu erzählt von einer Finsternis, die das ganze Land betroffen hat. Sie dauerte von der sechsten bis zur neunten Stunde.
Schon über ein Jahr breitet sich eine eigene Art von Finsternis über das ganze Land aus. Und niemand kann sagen, wie lang sie wirklich dauert. Die Finsternis der Pandemie führt immer wieder dazu, dass es „finster“ wird. In unseren Kulturstätten, in der Gastronomie und den Hotels, im Tourismus etwa. Sportstätten sind zwar erleuchtet, müssen aber die Zuschauer aussperren. Immer wieder waren viele Geschäfte, Dienstleistungsbetriebe und die Schulen geschlossen. Home office fand Fans und Kritiker. Arbeitsplätze und Existenzen stehen auf dem Spiel. Selbst der Gottesdienst wurde zwischendurch auf stellvertretende Gruppen beschränkt.
Die Leidensgeschichte Jesu spricht nicht nur von der Finsternis. Sie erzählt, wie sich mit dem Tod Jesu manches öffnet, was für völlig verschlossen galt. Der Vorhang des Tempels zerriss. Die Gräber öffneten sich, und die Toten liefen frei herum.
Das kommende Osterfest verbinden wir heuer nicht nur mit der Hoffnung auf gemeinsame Feiern, sondern vor allem auch mit der Hoffnung auf Befreiung aus den Leiden und Beschränkungen der Pandemie. Ostern ist kein idyllisches Frühlingsfest, sondern ein knallhartes Befreiungsfest. Die Gräber sind kein Lockdown des Lebens mehr. Der Tod kann uns nicht einsperren. Trotz Einschränkungen feiern wir zu Ostern das Leben. Und versperren uns nicht der Hoffnung und Freude, die von unserem Glauben ausgeht.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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