Mutworte - Anna Schreiber
Es ist nie zu spät für gelebte Liebe
„Ich bedauere sehr, dass ich als Vater zu wenig Zeit mit meinen Kindern verbracht habe. Jetzt als Großvater möchte ich das gerne bei meinen Enkeln nachholen. Doch mir fehlt die Erfahrung. Ich habe Angst, alles falsch zu machen.“
Natürlich können wir das, was wir früher versäumt haben, nicht nachholen, indem wir die Zeit zurückdrehen – so verlockend diese Fantasie auch sein mag. Wir leben im Heute, und nur hier können wir handeln. Wenn wir im Heute nach bestem Wissen und Gewissen handeln, mit ehrlicher Selbstreflexion, dann können wir manchmal etwas wieder in Ordnung bringen, das früher nicht so in Ordnung war. Manchmal.
Bei den Kindern zum Beispiel, manchmal, und bei den Enkelkindern. – Wie in vielen anderen Bereichen auch sind meistens offene Gespräche und Fragen hilfreich. Ich könnte mir vorstellen, dass es zunächst für Sie alle wichtig ist, miteinander zu sprechen. Wissen Ihre Kinder denn überhaupt, dass es Ihnen leidtut, sie in ihrer Kindheit so wenig begleitet zu haben?
Fragen Sie Ihre Kinder. Und schauen Sie auf Ihre Enkelkinder. Das meiste erschließt sich. Kleine Kinder sind unmittelbar. Sie zeigen, was ihnen guttut. Ihr Ausdruck ist unverstellt und offen. Das können wir alle von den Kindern lernen. Und schauen Sie auf Ihr Herz. Dort werden Sie spüren, was stimmt. Wenn sich das Herz warm und offen anfühlt, lebendig und weit, dann passt die Richtung, dann ist es gelebte Liebe. Und die passt immer.
Dipl.-Psych. Anna Schreiber
ist Psychotherapeutin in Karlsruhe.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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