Positionen - Monika Prettenthaler
Erntedank plus

Wir feiern Erntedank und denken daran, dass es nicht selbstverständlich ist, sich ausreichend ernähren zu können. Heuer füge ich dem Erntedank ein „Plus“ hinzu, das mit dem zusammenhängt, was in unserem Umgang mit der „Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“ komplett falsch läuft:
Da sind zuerst ErntehelferInnen, die nicht nur im Süden Europas, sondern auch in Österreich unwürdig untergebracht werden. Damit nicht genug: Menschen, die saisonales Gemüse ernten – es sind ungefähr 15.000, meist aus Osteuropa, die auf unseren Feldern arbeiten – werden ausgebeutet. Oft nicht versichert, bekommen sie nur illegale 4 Euro Stundenlohn und arbeiten bis zu 100 Stunden pro Woche. Landwirte sprechen von wenigen schwarzen Schafen, die so agieren. Bauern berichten auch vom Druck der Händler, späten Bestellungen, die zu harter Arbeit bis Mitternacht führen, und sie weisen darauf hin, dass in vielen Ländern noch schlechter bezahlt wird: Bitte, ErntearbeiterInnen, verzeiht uns, wenn wir euch wie SklavInnen behandeln, nur weil unser Essen nichts kosten darf!
Dann sind da Massentierhaltung, geschredderte Küken, Schweine und Rinder, die in zu engen, heißen Containern transportiert werden: Bitte, Tiere, verzeiht uns, wenn wir euch quälen, wie nutzlose Dinge gebrauchen und darauf vergessen, dass ihr unsere Mitgeschöpfe seid!
Und noch viele andere Vergebungsbitten müssten genannt werden … Verzeihen ist möglich, wenn die Bitte darum mit ehrlicher Reue verbunden ist und dem Bemühen, es wirklich besser zu machen. Erntedank ist dafür ein guter Anfang.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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