Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Einheit auf mehreren Ebenen
Die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen darf nicht wie ein Abhaken des Themas Ökumene sein. Von ihr soll ein Impuls für gemeinsames Handeln, Beten und Feiern unter den christlichen Kirchen und Konfessionen ausgehen. Und für die Einsicht: Das meiste ist den Kirchen ja gemeinsam. Und Unterscheidendes braucht noch lange nicht Trennendes zu sein.
Doch das Trennende läuft ja gar nicht mehr so sehr zwischen den Kirchen, sondern oft innerhalb. Unterschiedliches wird leicht zu Trennendem, wenn einander nicht zugehört wird oder wenn einer anderslautenden Meinung von vornherein alles Recht abgesprochen wird.
Wahrheit kann auch in verschiedenen Ansichten stecken. Statt andere Blickwinkel rasch zu ignorieren oder als falsch hinzustellen, könnten wir öfter darauf achten, worauf auch die andere Meinung aufmerksam machen will, welche Probleme sie sieht oder vor welchen Gefahren sie zu Recht warnt. Vier Augen sehen mehr als zwei.
Einheit muss in der Ökumene nicht bedeuten, dass es nur eine Art von Kirche geben könnte. Andere Sichtweisen kritisch zulassen und sich vielleicht davon bereichern lassen, das hilft im Bemühen um die Einheit der Kirchen, aber auch um mehr Einheit in der jeweils eigenen Kirche.
Darüber hinaus braucht unsere Gesellschaft auch eine Hilfe, sich nicht in einzelne Gruppenmeinungen zu spalten und das Gemeinsame aus dem Auge zu verlieren.
Der Weg zur Einheit der Kirchen ist dem Bemühen um Gemeinsamkeit in Politik und Gesellschaft sehr ähnlich.
Herbert Meßner, Chefredakteur
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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