Positionen - Leopold Neuhold
Einbeziehen
Hektisches Treiben in einer Baugrube. Ein Bagger versucht, einen großen Stein aus dem Fundament des Nebenhauses, der in die Baugrube ragt, zu entfernen. Nichts rührt sich. Resigniert stellt der Baggerfahrer sein Gerät ab. Ein kleiner Mann aus der Gruppe der Herumstehenden tritt nach vor und dann gegen den Stein, und der löst sich. Alle staunen, nur der Baggerfahrer zischt abschätzig: „Ja, mit Gewalt!“
Nicht nur, dass dem anderen, der mit gemäßigteren Mitteln etwas zu erreichen versucht, Gewaltanwendung vorgeworfen wird, im Witz findet sich ein Hinweis, worin Gewalt besteht. Diese versucht dort herauszubrechen, wo einbezogen werden könnte; sie unterdrückt, wo Mitwirkung möglich wäre. Gewalt unterbindet die Mitwirkung der in ein Sozialgebilde Einbezogenen, am Finden und Umsetzen der gemeinsamen Ordnung. Menschen, die ein Teil des Fundaments sein könnten, werden wie Steine herausgebrochen und verworfen.
Im Evangelium ist von den Herrschern dieser Welt die Rede, die ihre Macht missbrauchen. Das deutliche Wort Jesu: „Bei euch aber soll es nicht so sein, wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein“. Sind wir bereit einzubeziehen statt herauszubrechen, und das in Form des Dienstes?
Leopold Neuhold
redaktion@sonntagsblatt.at
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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