Mutworte - Christa Carina Kokol
Ein Wegweiser nicht nur für Erika und Erik

Foto: Foto: Neuhold

Die Kulturjournalistin Ute Baumhackl beklagt in ihrer er-frischenden Sonntagskolumne der Kleinen Zeitung das „schlechte Benehmen“ des vergangenen Jahres. Dem kann ich nur beipflichten.
Zwölf Glockenschläge – endlich ist es so weit – Neujahrsmorgen 2020. Doch kaum ist dieser angebrochen, gleitet mir schlaftrunken ein wichtiges Utensil aus der Hand – ab, hinter die Waschmaschine. Mit Schirmen und allen möglichen Verrenkungen versuche ich mich an das Entschwundene heranzutasten. Aber warum ist alles so feucht? Es tropft – und zwar vom Boiler. Hat sich auch das neue Jahr gegen mich verschworen?
Heute weiß ich, dass ohne diese „Verschwörung“ mein Boiler unbemerkt weitergetropft hätte – womöglich bis zu den Nachbarn … Vielleicht war 2019 doch besser als gedacht, selbst wenn manches nach dem Warum fragen lässt.
Der Sinngehalt einzelner Filmszenen ist erst vom Gesamtwerk her begreifbar, auch was unseren Lebensfilm betrifft.
In dem von Ex-Austro-Popper Reinhold Bilgeri inszenierten Fernsehdrama „Erik und Erika“ lehnt sich die Abfahrtsweltmeisterin von 1966, Erika Schinegger, verzweifelt gegen ihr Mannsein auf: „Ich hasse Männer, sie sind es, die mich ausgelacht, gedemütigt, ausgegrenzt haben, nur weil ich anders bin. Wie soll ich dann einer wie sie sein?“ Darauf ihr Arzt: „Indem du es besser machst als die anderen.“ Ein Wegweiser auf der Sinnsuche – nicht nur für Erika und Erik …

Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl. 

Autor:

Ingrid Hohl aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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