Mutworte - Ruth Zenkert
Der dritte Mann

Foto: privat

Ein beißender Geruch und Rascheln in allen Ecken waren eindeutige Anzeichen: zu viele Mäuse im Kornlager. Der junge Mann zuckte die Schultern; da könne man nichts dagegen tun. Dann wurde der Traktor kaputt, nicht richtig gewartet.Die Planung für die Feldbestellung passte nicht, zu viel Mais, zu wenig Heu. Die Hühner wurden krank und mussten schnell geschlachtet werden. Es war zu viel, was danebenging. Wir trennten uns. Der nächste Kandidat zeichnete sich durch Einsatzbereitschaft aus. Aber er war keine Führungskraft. In seiner Überforderung suchte er Trost im Alkohol. Auch er ging.
Mussten wir das Projekt Lehrbauernhof aufgeben, weil wir keinen fanden, der ihn übernehmen konnte? Da meldete sich Liviu. Zunächst sollte er die Maschinen warten. Mit Hingabe richtete er den alten Pflug her. Ob er sich auch mit Landwirtschaft auskenne? Heute zeigt er zufrieden auf Schweine, Hühner, Kühe, Schafe und Ziegen – und auf seine acht Lehrlinge, die mit ihm arbeiten. Sie liefern für unsere Sozialzentren Milch, Eier und Fleisch. Der Bauernhof gedeiht – nach langem Anlauf.
Unsere gescheiterten Versuche vergleiche ich mit der biblischen Figur Adam. Was hat er nicht alles erlebt! Eva schenkte ihm zwei Söhne. Der vielversprechende Abel wurde von seinem Bruder Kain ermordet. Der Mörder wurde resozialisiert, doch die Gewalt setzte sich bei seinen Nachkommen fort. Adam zeugte noch einmal einen Sohn, von dem die Bibel betont, dass er dem Vater ähnlich ist. Der Name dieses Sohnes ist Set, Setzling.

Ruth Zenkert

ist Mitarbeiterin der von P. Georg Sporschill, SJ., gegründeten sozialen Werke in Rumänien. Aus: elijah.ro/bimail

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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